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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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IV. Soziale Bewegung und Politik 169<br />

von Schellhoss auf insgesamt 10 % bis 20 % geschätzt. Diese Mitglieder<br />

bilden den aktiven, intensiv mit der Organisation verbundenen<br />

Kern <strong>des</strong> DGB. Die Apathie der Mitgliedermehrheit gegenüber<br />

dem gewerkschaftlichen „Binnenbereich" korrespondiert mit der<br />

Tatsache, daß der Eintritt „in der Regel erst ... durch Außenreize<br />

und Vermittlung anderer" zustande kommt. „Und so selten der Eintritt<br />

ein (gewerkschafts-)bewußter Akt ist, so selten wird dann auch<br />

während der Mitgliedschaft von der Organisation Notiz genommen".<br />

Schellhoss folgert daraus: „Der DGB stößt nur wenige ab und nur<br />

wenige ,schlägt er in seinen Bann' " (138). Er relativiert diese Feststellung<br />

mit der Teilnahmeapathie in anderen Verbänden, bei den<br />

Kleinaktionären wie bei Referendarverbänden, in den Kirchen wie<br />

bei Studentenvertretungen. Allzusehr gerät er dabei in die Gefahr,<br />

Teilnahmeapathie als gleichsam natürliches Ergebnis von Organisationen<br />

zu verstehen: „Passivität ist offensichtlich ein Phänomen, das<br />

durchgängig zahlreiche Institutionen und Organisationen charakterisiert,<br />

ein Element, das ... alle verbindet" (143).<br />

Hinsichtlich der Mitgliederentwicklung entstand nach 1945 für die<br />

Gewerkschaften „das Wunder der Organisation", wie Pirker es<br />

nennt. In kurzer Zeit schnellten die Mitgliederzahlen in den Vorläuferorganisationen<br />

<strong>des</strong> DGB empor, obwohl nach den vielen<br />

Zwangs- und Quasizwangsmitgliedschaften im Nazireich eher eine<br />

Organisationsunlust zu erwarten gewesen wäre. Doch bereits ab<br />

1952 steigen die Mitgliederzahlen nur noch schwach, so daß angesichts<br />

steigender Arbeitnehmerzahlen die gewerkschaftliche Organisationsquote<br />

sinkt. In der von Schellhoss noch nicht einbezogenen<br />

letzten Entwicklung der Wirtschaftsrezessionen (mit Arbeitslosigkeit)<br />

von 1967 sinken die Mitgliederzahlen sogar absolut. Unter der<br />

Decke der stagnierenden Gesamtmit'gliederzahlen <strong>des</strong> DGB verbirgt<br />

sich eine sehr erhebliche Mitgliederfluktuation (bis zu 25 % im<br />

Jahr!) und vollziehen sich sehr unterschiedliche Entwicklungen in<br />

den Einzelgewerkschaften und bei Arbeitern, Angestellten und Beamten.<br />

Wachsenden Gewerkschaften wie der Deutschen Postgewerkschaft<br />

(absolute Mitgliederzahl, Organisationsgrad, Anteil an DGB-<br />

Gesamtmitgliederzahl zunehmend) stehen in allen Punkten schrumpfende<br />

Gewerkschaften gegenüber. Erstaunlich ist die stark ansteigende<br />

Zahl der Beamten unter den DGB-Mitgliedern. Während der<br />

Organisationsgrad bei Arbeitern und Angestellten sinkt, steigt er<br />

bei den Beamten. Über 90 % der Beamten sind 1963 in Gewerkschaften<br />

und berufsständischen Verbänden organisiert (40 % im DGB),<br />

aber nur knapp 20% der Angestellten (11% im DGB) und knapp<br />

40% der Arbeiter (überwiegend im DGB). Da viele Arbeitnehmer<br />

kaum als potentielle Mitglieder zu betrachten sind („Arbeitnehmer<br />

auf Zeit", Gastarbeiter, Arbeitsplatzwechsler) und da auch die Mitgliederzahlen<br />

der Konkurrenzgewerkschaften stagnieren, kann nach<br />

Schellhoss aus der Mitgliederentwicklung <strong>des</strong> DGB kaum eine Legitimitätsschwäche<br />

abgeleitet werden. Außerdem zeigen auch in den<br />

meisten anderen kapitalistischen Ländern die Gewerkschaften eine<br />

ähnliche Tendenz.

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