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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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26 Günther Anders<br />

als einen unerhörten Eingriff in ihre Freiheit ansehen, wenn wir es<br />

versuchen, sie der von ihnen täglich genossenen Freiheit, sich der<br />

Freiheit berauben zu lassen, zu berauben.<br />

Seit dem Nationalsozialismus gehört' es zum Wesen der Konterrevolution,<br />

daß deren Opfer als deren gefährlichste Sturmabteilungen<br />

verwendet werden. Das gilt heute nicht minder als vor 35 oder<br />

25 Jahren, wenn auch heute die Sturmabteilungen aus Bildlesern bestehen.<br />

Aus diesem Grunde werden die Gegner, die wir zu bekämpfen<br />

haben werden, nicht nur aus „Springers" bestehen. Das Hauptkontingent'<br />

der Gegner werden sogar gerade diejenigen bilden, für deren<br />

Befreiung wir zu kämpfen versuchen, also z. B. die Springer-Leser.<br />

Und wenn einer von uns einmal bei der Bekämpfung der „Springer"<br />

umkommen wird, dann gewiß nicht von der Hand eines „Springers",<br />

sondern von der Hand eines Springer-Lesers, der, überzeugt<br />

davon, für seine eigene Freiheit, die <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong> oder sogar für<br />

die „Freiheit überhaupt" zu kämpfen, in Wahrheit sein Leben für<br />

die Erhaltung seines Rechts auf Unfreiheit und seines Genusses der<br />

Unfreiheit einsetzen wird, und den es mit Genugtuung erfüllen wird,<br />

uns für diese gute Sache auf dem Altar der Freien Welt umzulegen.<br />

Streik-Ersatz<br />

Nur diejenigen, die durch die Arbeit, die sie zufällig oder aus<br />

Phant'asielosigkeit oder <strong>des</strong>halb, weil sie dazu verdammt gewesen<br />

waren, jeden ihnen angebotenen Job anzunehmen, in einer unverantwortbaren<br />

oder einfach verbrecherischen Aktion, wie z. B. im<br />

Vietnamkrieg, mitagieren, nur die könnten — ich sage „könnten"<br />

und beschränke mich bewußt auf diesen conditionalis —, nur die<br />

könnten durch Nichttun, nämlich durch Abbruch dieser Arbeit, in die<br />

Wirklichkeit eingreifen und damit effektiv handeln. Ein „Handeln"<br />

wäre dieses Nichttün nicht allein <strong>des</strong>halb, weil die für die Fortsetzung<br />

der Verbrechen erforderlichen Produkte, z. B. spezielle Waffen,<br />

die bei fortgesetzter Arbeit zur Verfügung gestanden hätten,<br />

nun nicht mehr zur Verfügung stehen würden und nicht mehr eingesetzt<br />

werden könnten, sondern auch <strong>des</strong>halb, weil diejenigen, die<br />

die Weiterarbeit verweigern oder die Weiterarbeit anderer behindern<br />

würden, dadurch die schwierigsten, u. U. sogar lebensgefährliche,<br />

Situationen riskieren würden. Wer die Fortsetzung der Arbeit<br />

verweigern oder andere am Arbeiten hindern würde, der täte nicht<br />

etwa nichts, vielmehr würde der wirklich kämpfen: nämlich gegen<br />

diejenigen, die die Arbeitsverhinderung zu verhindern versuchen<br />

würden. Es würde sich also um etwas wahrhaftig Ernsteres handeln<br />

als um, wie es heute heißt, „non-violent action", nämlich um „violent<br />

non-action" — kurz um Streik.<br />

Ich sagte „hätte" und „würde". 1917 hatte man noch Munitionsarbeiterstreiks<br />

in Betracht gezogen. Aber heutzutage kommt kein<br />

Arbeiter in den hochindustrialisierten Ländern <strong>des</strong> Westens überhaupt'<br />

auf den Gedanken, daß man als Arbeitender, namentlich als

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