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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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14 Günther Anders<br />

völkerung nur diese einzige Tätigkeit, die man ebensogut fuckkilling<br />

wie kill-fucking nennen kann.<br />

Darf es den Vietnamesen verübelt werden, wenn sie in dieser<br />

Tätigkeit die self-expression ihrer Befreier sehen?<br />

The Patience of Hope*<br />

Auch diesen Weihnachtsabend 1968 bat also, wie Newsweek vom<br />

6. 1. 1969 uns mitteilt, Bob Hope, der geduldige, wieder zusammen<br />

mit seinen GIs in Vietnam gefeiert. Auf ihn ist eben Verlaß. Und<br />

diesmal ist seine Missionsarbeit wohl sogar noch nötiger gewesen<br />

als in früheren Weihnachtszeiten, denn die Zeiten haben sich ja verändert,<br />

heute gibt es ja bereits GIs — schwer zu sagen, wie viele —,<br />

denen das ewige Weitermorden zum Halse herauszuhängen beginnt;<br />

eine kleine Injektion von „morale" (im amerikanischen Sinne von<br />

Kampflust) kann den 600 000 Boys am Tage der Geburt <strong>des</strong> Herrn<br />

gewiß nichts schaden. Was Hope selbst betrifft, so hat er diesmal<br />

zwar auf die ihm seit Jahren vertraute Mitarbeit seines Kollegen:<br />

<strong>des</strong> Kardinals Spellman verzichten müssen — denn dieser ist unter<strong>des</strong>sen<br />

ja gestorben — aber solistisch hat er seine saisonbedingte<br />

Missionsarbeit auch diesmal nicht zu leisten brauchen, da der neue<br />

New Yorker Erzfoischof Terence J. Cooke und der Freiluftevangelist<br />

Billy Graham für den Verstorbenen prompt eingesprungen sind, um<br />

die Versorgung der Helden mit Glaube und Liebe nicht einschlafen<br />

zu lassen.<br />

Für Hope wird freilich, wenn die Situation einmal hopeless werden<br />

sollte, niemand je einspringen können, denn die Leistungen in seinem<br />

Spezialfach: in dem der Vulgarität, die sind erstmalig und<br />

schlechthin einmalig. Was er diesmal nämlich zum besten gegeben<br />

hat — man bedenke: vor GIs, die gerade von der Durchführung ihres<br />

blutigen Handwerks zurückgekommen waren, um sich etwas zu<br />

verpusten; vor Tausenden, die ihren John und Bob Kennedy verloren<br />

hatten; vor anderen Tausenden, deren Brüder von der Polizei<br />

in Chicago oder Detroit zusammengeprügelt worden waren; und<br />

schließlich vor Tausenden von Farbigen, denen man ihren Sprecher<br />

Martin Luther King ermordet hatte — also diesen GIs macht unser<br />

Bob Hope diesesmal die Mitteilung: „Eigentlich hatte ich vorgehabt,<br />

Weihnachten in den Staaten zu verbringen, aber ich vertrage nun<br />

einmal keine Gewalttätigkeiten" 10 .<br />

Ob Hope mit diesem Ausspruch einen ebenso großen Erfolg, nämlich<br />

„roaring laughter", eingeheimst hat wie mit seiner nun schon<br />

klassisch gewordenen Behauptung, die Bebombungen Vietnams stellten<br />

eine ideale slum clearing-Aktion dar, das wird uns nicht mitgeteilt.<br />

Aber gleich, ob seine Worte gut angekommen sind oder nicht,<br />

wir haben in sie genau hineinzuhorchen. Denn auch sie enthalten<br />

Gemeinheiten verschiedenster Art, und zwar nicht etwa irgendwelche<br />

* 1. Thess. 1, 3.<br />

10 "I'd planed to spend Christmas in the States but I can't stand violence"<br />

(Newsweek s. o. S. 35).

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