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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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<strong>Imperialismus</strong> und, Kampf dagegen 5<br />

Vernichtung Hiroshimas und Nagasakis vor sich gegangen war, da ja<br />

auch von den damaligen japanischen Opfern gilt, daß sie nicht als sie<br />

selber umgekommen sind, nicht <strong>des</strong>halb, weil die USA in ihnen damals<br />

noch Feinde gesehen hätten (das Kapitulationsangebot war ja<br />

dem Abwurf der zwei Atombomben vorausgegangen), sondern <strong>des</strong>halb,<br />

weil sie, ohne das zu wissen, als Warner angestellt worden<br />

waren, weil sie durch ihr Sterben eine Dienstleistung zu erfüllen,<br />

nämlich im Namen ihrer Mörder der damals noch atomwaffenlosen<br />

UdSSR (von der die wissenschaftlich analphabetischen USA-Politiker<br />

annahmen, daß sie allein eine Atombombe niemals würde zusammenbasteln<br />

können) ein „You better watch out!" zuzurufen, ein<br />

„Was wir Euch heute hier vorsterben, das könnte, wenn Ihr Euch<br />

nicht anständig benehmt, morgen auch bei Euch fällig werden".<br />

Die Namen, die ich vor zehn Jahren den Toten von Hiroshima gegeben<br />

hatte: „Manövertote" und „Drohmaterial" 4 , die gelten unverändert<br />

auch heute für die Toten von Vietnam.<br />

Die Legende vom schönen Mißbrauch<br />

In allen nordvietnamesischen Provinzen haben sich, trotz der pausenlosen<br />

Bebombung, die lokalen Industrien von Maschinen, namentlich<br />

von landwirtschaftlichen Geräten, genauso enorm gesteigert wie<br />

die von Seife, Tee und Düngemitteln. Als sich ein Bekannter von<br />

mir, der japanische Soziologe Shingo Shibata, der Nord Vietnam vier<br />

Wochen lang im Juli vorletzten Jahres besuchte, bei den Einwohnern<br />

danach erkundigte, von wo sie denn in so furchtbarer Zeit so viel<br />

erstklassiges Rohmaterial für die Maschinerie hätten beziehen können,<br />

da wiesen die Befragten dankbar schmunzelnd nach oben. Nein,<br />

den Manna spendenden Gott meinten sie dabei nicht. Sondern ihre<br />

Gegner, ihre Tod säenden Gegner. Da diese hunderttausende Tonnen<br />

von Granaten aus dem Himmel geworfen hatten, war es den Vietnamesen<br />

möglich gewesen, zehntausende von Tonnen besten amerikanischen<br />

Metalls, ohne dieses erst suchen oder gar aus Bergwerken<br />

zum Tageslicht fördern zu müssen, einzusammeln. Die Granatsplitter<br />

derer, die pausenlos den Tod ausstreuen, verbürgen die pausenlose<br />

Steigerung der Geräteerzeugung.<br />

Daß, wie der Prophet es erhofft hatte, ein Volk seine Schwerter in<br />

Pflugscharen umschmiedet, das geschieht selten genug. Daß ein Volk<br />

aber aus den Schwertern seiner Mörder Pflugscharen herstellt, das<br />

ist noch niemals dagewesen. Nicht nur gilt, daß jede vietnamesische<br />

Provinz, um trotz der Bebombung der Transportwege überleben zu<br />

können, dazu gezwungen war, sich industriell so autark wie möglich<br />

zu machen; außerdem, daß jede durch die Bebombung dazu in der<br />

Lage gewesen ist.<br />

Dies also ist die wahrhaftige Legende von dem schönen Mißbrauch,<br />

den die Vietnamesen mit den ihnen zugedachten Mordwaffen getrie-<br />

4 „Der Mann auf der Brücke", München, 2. Aufl. 1963, S. 141.

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