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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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V. Ökonomie 173<br />

gelingen wird, sie aufzubauen" (24). Die politische Ökonomie Barans<br />

fordert weder eine bestimmte politische Praxis noch hat sie die<br />

bestimmte Negation der kritisierten Momente <strong>des</strong> „Monopolkapitalismus"<br />

im Auge. Zweifelsohne hat $ber gerade der Appellcharakter <strong>des</strong><br />

hier vertretenen Sozialismus sowie seine Allokation auf die „Ränder"<br />

der Gesellschaft — hierin wie in manch anderen Beziehungen<br />

Marcuse ähnlich — seinen innersten Grund in der bestimmten Analyse<br />

<strong>des</strong> Kapitalismus als Monopol- oder besser Oligopolkapitalismus.<br />

Als Implikation der Analysen wird nämlich zweierlei deutlich: die<br />

relative ökonomische Stabilität <strong>des</strong> Kapitalismus und die Sistierung<br />

<strong>des</strong> Zentralkonflikts von Lohnarbeit und Kapital, so daß eine<br />

systemkritische Bewegung nach Baran einzig in den „Rändern", in<br />

den outcasts der Gesellschaft im weitesten Sinn seinen Ort finden<br />

kann. Was den Charakter <strong>des</strong> „Späten" am Kapitalismus ausmacht,<br />

stellt sich bei Baran de facto nicht so sehr als drohender Zusammenbruch<br />

dar — obwohl er stets erneut beschworen wird —, sondern als<br />

systematische Verhinderung „ökonomischen Wachstums".<br />

Die politische Ökonomie <strong>des</strong> wirtschaftlichen Wachstums ist vor<br />

allem mit dem Begriff <strong>des</strong> ökonomischen Surplus verbunden 1 . Als<br />

besonders attraktive Variante <strong>des</strong> Surplusbegriffs bildet die Kategorie<br />

<strong>des</strong> „potentiellen" Surplus bei Baran einen geradezu hermeneutischen<br />

Fluchtpunkt der Kritik <strong>des</strong> Kapitalismus, hierin fast ein<br />

ökonomisches Seitenstück der „reinen revolutionären Transzendenz"<br />

(W. F. Haug) Marcuses.<br />

Der Surplusbegriff erweist sich allerdings dort als brauchbares Instrument,<br />

wo er, seines globalen Charakters und seiner Dignität als<br />

absoluter, von außen herangetragener Bezugspunkt der Kritik <strong>des</strong><br />

kapitalistischen Verwertungsprozesses entkleidet, in den Analysen<br />

der Entwicklungsländer Verwendung findet. Die Rückständigkeit<br />

dieser Länder wird von Baran vor allem als falsche, irrationale oder<br />

mangelnde Verwertung eines tatsächlich vorhandenen oder potentiellen<br />

Surplus beschrieben. Die Ursachen hierfür sind in den Verwertungsinteressen<br />

der entwickelten kapitalistischen Länder, aber<br />

auch in den historischen und regionalen Besonderheiten sowie in der<br />

Bedeutung der jeweils vorfindlichen Ressourcen zu suchen. Die konkreten<br />

Erörterungen dieser „Morphologien der Entwicklungsländer"<br />

erscheinen bedeutsamer als die problematische und noch zu diskutierende<br />

Unterscheidung von Konkurrenz- und Monopolkapitalismus,<br />

die durch einige Theorieteile sich vorschnell der Stringenz der<br />

Marxschen Analyse entledigt. Barans Untersuchungen, die bis zu<br />

den Diskussionen der zwanziger Jahre in der UdSSR (Preobrazensky)<br />

zurückreichen, haben mit Recht großen Einfluß auf die Sozialwissenschaften<br />

der unterentwickelten Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas<br />

gewonnen.<br />

Dieter Hirschfeld (Berlin)<br />

1 Auf die Schwierigkeiten <strong>des</strong> Surplusbegriffs wird in der kritischen<br />

Auseinandersetzung mit dem „Monopolkapital" von Baran und Sweezy<br />

näher eingegangen (vgl. dieses Heft S. 95); ich brauche die Kritik hier<br />

nicht zu wiederholen.

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