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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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46 Peter Strotmann<br />

konsum der Bauern ist gewöhnlich das erste, was nach einer Produktionssteigerung<br />

eintritt. Sollen die Bauern zum Verkauf <strong>des</strong><br />

gesamten Zuwachses angereizt werden, so muß man ihnen indu-,<br />

strielle Waren anbieten, die aber gerade durch die Industrialisierung<br />

geschaffen werden sollen. Auch hier sind neue Lösungsmethoden<br />

notwendig, und in der Tat sind sie gefunden worden in der Form<br />

der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und auf einem<br />

anderen qualitativen Niveau in den chinesischen Volkskommunen 38 .<br />

c) Die Mittelverwendung<br />

Das kapitalistische Entwicklungsmodell ist dadurch gekennzeichnet,<br />

daß die Entscheidung darüber, was und wie produziert wird, spontan<br />

und dezentralisiert von den Eigentümern der Produktionsmittel getroffen<br />

wird. Diese Kapitalisten oder Unternehmer orientieren ihre<br />

Entscheidungen an der effektiven (zahlungsfähigen) Nachfrage, die<br />

ihnen am Markt gegenübertritt. Sie produzieren Waren, und zwar<br />

mit dem Motiv, sich Profit anzueignen. Was sie produzieren (der<br />

Gebrauchswert einer Ware) ist für sie sekundär; wichtig ist ihnen<br />

nur die höchstmögliche Verzinsung <strong>des</strong> Kapitals. Die Struktur der<br />

Produktion wird bestimmt durch die effektive Nachfrage (die nicht<br />

mit Bedürfnissen, schon gar nicht mit gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

zu verwechseln ist); diese wiederum durch die Verteilung von<br />

Eigentum und Einkommen. Letztere sind in kapitalistischen Gesellschaften<br />

notwendigerweise extrem ungleich verteilt, so daß die Produkte<br />

geschaffen werden, die den Bedürfnissen einer privilegierten<br />

Oberschicht entsprechen. Der Rest der Bevölkerung bekommt das<br />

— nach dem jeweiligen historischen Standard — Lebensnotwendige.<br />

Dieser spontane Ablauf von Produktion und Verteilung führte in<br />

der Industrialisierung der Metropolen zunächst zur Herausbildung<br />

der Leichtindustrie in Form von kleinen und mittleren Manufakturund<br />

Industriebetrieben. Erst später und durch die Entwicklung der<br />

Konsumgüterindustrie bedingt, wurde die Investitionsgüterindustrie<br />

und speziell die Grundstoff- und Maschinenbauindustrie aufgebaut.<br />

Der gesamte Prozeß dieser nachfrageorientierten, spontanen Industrialisierung<br />

brauchte in den Metropolen 100 bis 150 Jahre. Die<br />

Dominanz der Leichtindustrie stellte dabei in den ökonomisch hochentwickelten<br />

Ländern Europas, der europäischen Siedlungsgebiete<br />

und Japans nur eine Übergangsphase dar.<br />

Die Völker der Dritten Welt haben aus den oben beschriebenen<br />

Gründen keine Zeit und Geduld, diesen langwährenden Prozeß<br />

nachzuvollziehen. Sie befinden sich in einem permanenten Notstand;<br />

38 M; Biehl: Die chinesischen Volkskommunen im „Großen Sprung"<br />

und danach, Hamburg 1965. Biehl zeigt die Lösung, die die Chinesen für<br />

dieses Problem gefunden haben. Ein qualitativ anderes Niveau wurde<br />

hier nicht nur auf Grund ihrer ökonomischen Funktion als Entlastung für<br />

die Konsumgüterindustrie erreicht, sondern auch wegen der in diesen<br />

dezentralisierten Gesellschaftseinheiten verwirklichten Basisdemokratie.<br />

Vgl. J. Robinson: „China 1963: Die Kommunen." In „Kleine ökonomische<br />

Schriften", Frankfurt/Main 1968, edition suhrkamp 293.

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