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Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

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IV. Soziale Bewegung und Politik 167<br />

Herrschafts- und Klassenstruktur ab, so daß die Zwänge der Betriebsstruktur<br />

doch nur als technisch bedingt, also systemindifferent<br />

erscheinen,. Rudolph geht davon aus, daß „dem Dualismus der Gesellschaftsstruktur<br />

die Bedingungen der betrieblichen Kooperation<br />

entgegen"-stehen. „Gesellschaft und Betrieb sind also antinomisch<br />

organisiert oder genauer gesagt: der Betrieb erfordert eine der kapitalistischen<br />

Gesellschaftsordnung entgegengesetzte Struktur" (171/<br />

172). Demgegenüber formulierte Theodor Geiger 1929 klar den Zusammenhang<br />

von Gesellschaftsstruktur und Betriebsstruktur: „In<br />

der anschaulich-konkreten Gestalt eines heutigen Betriebes sind die<br />

allgemeinbetrieblichen und die zeitbedingten kapitalistischen Elemente<br />

untrennbar verbunden ... Der konkrete Betrieb steht nicht<br />

im luftleeren Raum, sondern ist Zelle oder Einheit im Produktionsleben<br />

einer bestimmt gearteten Wirtschaftsgesellschaft. Er verhält<br />

sich zu dieser Wirtschaftsgesellschaft wie ein Mikrokosmos zum<br />

Makrokosmos; die Strukturprinzipien <strong>des</strong> Großen spiegeln sich im<br />

Kleinen ... Der kapitalistische Betrieb ist... geradezu der kardinale<br />

Ort, an dem der Gegensatz der Wirtschaftsgesinnungen aktuell wird<br />

... Seine (<strong>des</strong> Arbeiters) Lage in der betrieblichen Welt ist ein in<br />

sich widerspruchsvolles Doppelverhältnis: die polare Abstoßung<br />

konträrer Wirtschaftsgesinnungen einerseits und die tatsächliche<br />

organisatorische VerSpannung mit dem sozialen Antipoden andererseits."<br />

4<br />

Mitbestimmung ist nach Rudolph nicht Klassenkampfmittel zur<br />

Emanzipation der Arbeiter, sondern wird gerade erst durch die Aufhebung<br />

<strong>des</strong> unversöhnlichen Klassengegensatzes im Betrieb möglich.<br />

Seitdem die Eigentumsfrage nach 1945 nicht mehr „das Schlüsselproblem<br />

der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" sei (175),<br />

habe sich das Interessenproblem gespalten: auf der Konsumebene<br />

stände in gewerkschaftlicher Sicht noch das Gewinninteresse der<br />

Unternehmer dem Bedarfsdeckungsinteresse der Arbeitnehmer ohne<br />

möglichen Ausgleich gegenüber, auf der Produktionsebene dagegen<br />

seien die Gegensätze nicht mehr unüberwindlich, so daß die Mitbestimmung<br />

hier ihre Chance habe. Denn „die institutionelle Mitbestimmung<br />

unterstellt, daß der Interessengegensatz konstitutiv für<br />

die Wirtschaft ist, im konkreten Falle im allgemeinen aber ein<br />

akzeptabler Ausgleich gefunden werden kann" (176). Es wird die<br />

Aufgabe der kritischen Kräfte in den Gewerkschaften und in den<br />

Sozialwissenschaften sein, dieser in großen Teilen der Gewerkschaften<br />

vorherrschenden integrativen Mitbestimmungsvorstellung eine<br />

wirklich emanzipatorische Konzeption der betrieblichen und gesellschaftlichen<br />

Selbstverwaltung der Arbeitenden entgegenzustellen.<br />

Gerd Vonderach (Oldenburg)<br />

4 Theodor Geiger; <strong>Zur</strong> Soziologie der Industriearbeit und <strong>des</strong> Betriebes,<br />

wieder abgedruckt in: Friedrich Fürstenberg (Hrsg.); Industriesoziologie,<br />

Neuwied 1959, S. 147 ff.

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