Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

82 Bernd, Schüngel
Die Dritte Welt konnte also während der letzten Jahre ihren Anteil
an den steigenden Rohstoffimporten der kapitalistischen Industrieländer
nur knapp behaupten, nachdem sie in den 50er Jahren sogar
starke Einbußen hinnehmen mußte. — Der Unterschied in den Positionen
dieser beiden Ländergruppen auf dem Weltrohstoffmarkt tritt
besonders kraß in Erscheinung, wenn man berücksichtigt, daß die
gleiche Warenmenge, die 1966 42 % der Rohstoffbezüge der kapitalistischen
Industriestaaten ausmachte, einem Anteil von 76 % an den
Rohstoffexporten der Entwicklungsländer entsprach. An der relativen
Exportstabilität der letzten Jahre partizipierte zudem in erster
Linie die kleine Gruppe der Erdöl-Förderländer; das Gros der anderen
Entwicklungsländer konnte seme relative Bedeutung für die
Märkte der kapitalistischen Industriemächte nicht aufrechterhalten,
da bei den übrigen Rohstoffgruppen (wie auch bei den Rohstoffen
insgesamt) der Export der Industrieländer mit deutlich höherer Rate
wuchs.
Tabelle 3: Zuwachs im Export von Rohstoffen seit 1953 in v. H.
\Herkunftsgebiet
Sozialist.
kapit. Ind.Länder Entw.Länder L a g er
1953— 1962— 1953— 1962— 1962—
Rohstoffgruppe ^^ 1960 1966 1960 1966 1966
Nahrungsmittel 44 41 10 23 41
Industrielle Rohstoffe 71 30 24 28 28
Brennstoffe 23 18 63 38 20
Rohstoffe insgesamt 49 34 26 30 31
Quelle: 1953—1960: Maizels: Industrial Growth, a.a.O., S. 393. 1962—1966:
International Trade 1966, a.a.O., S. 86 f.; 1967, a.a.O., S. 80 f. Brennstoffe =
Kohle, Erdöl, Erdgas. Bei alleiniger Berücksichtigung des Erdöls vergrößert
sich die Differenz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern noch
erheblich.
Der verhältnismäßig hohe Zuwachs im Export der Entwicklungsländer
an industriellen Rohstoffen 1962—1966 wurde überwiegend
im Bereich der „base metals" erzielt, deren Ausfuhr aliein um 70 °/o
stieg. Hier zeigt sich bereits das spezifische Interesse der kapitalistischen
Industriestaaten an den Erdöl- und Metallvorkommen der Dritten
Welt. Es ist allein auf die gestiegene Nachfrage der kapitalistischen
Industrieländer nach diesen beiden Rohstoffgruppen zurückzuführen,
daß sich im Zeitraum 1962—1966 der Unterschied in der
Zunahme des Rohstoffexports von Industrie- und Entwicklungsländern
gegenüber dem Zeitraum 1953—1960 deutlich verringert hat.
Wie Tab. 4 zeigt, nahm das Erdöl im Jahre 1966 unter den drei von
den kapitalistischen Industriemächten aus der Dritten Welt importierten
Rohstoffgruppen auch absolut den ersten Platz ein.