02.03.2014 Aufrufe

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

Zur Politischen Ökonomie des gegenwärtigen Imperialismus ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

IV. Soziale Bewegung und Politik 145<br />

ders in Frankreich: Es wird ganz klar, daß Ho kein asiatischer Tito<br />

ist, sondern vielmehr ein überzeugter Anhänger <strong>des</strong> sozialistischen<br />

Internationalismus. Sein „nationaler" Kommunismus ist innerhalb<br />

der sozialistischen Machtblöcke angesiedelt und weitaus stärker nach<br />

Moskau als nach Peking orientiert, immer wieder hat Ho auf die Beendigung<br />

der unseligen Spaltung innerhalb der sozialistischen Welt<br />

hinzuarbeiten versucht. Dabei war er allerdings nie ein Satellit<br />

Moskaus, sondern ein loyaler Verbündeter. Seiner Überzeugung nach<br />

wird den Interessen seines Volkes nur der Sozialismus gerecht. Und<br />

im Kampf gegen den amerikanischen <strong>Imperialismus</strong> muß es ein<br />

möglichst starker, international solidarischer Sozialismus sein. Für L.<br />

ist Ho <strong>des</strong>halb so etwas wie die Inkarnation einer dialektischen<br />

Synthese von Nationalismus und Kommunismus: und an diesem<br />

Punkt wird die politisch richtige Grundthese <strong>des</strong> Buches etwas<br />

mythologisch und personalistisch: als ob Hos Erfahrungen und Einsichten<br />

sein privates Privileg wären und nicht von unzähligen Menschen<br />

seiner Generation gemacht und gewonnen worden wären.<br />

Nicht sehr schlüssig ist auch eine Behauptung im Schlußkapitel, die<br />

das Ingangkommen der Pariser Verhandlungen dem „Onkel" Ho<br />

persönlich — gegen den Widerstand vieler seiner „Neffen" zuschreibt.<br />

Die von Reiner Jendis und Herbert Röttgen eingeleitete Ausgabe<br />

von Ho Chi Minhs Reden, Aufsätzen und Interviews bietet den<br />

Vorteil, daß sie wichtige Stellungnahmen Hos gegen die amerikanische<br />

Aggression gesammelt und in deutscher Sprache zugänglich gemacht<br />

hat. (Sie ist aus einer französischen Fassung der Hanoier<br />

„Edition <strong>des</strong> Langues Etrangères" hervorgegangen.) Insofern ist dieses<br />

Buch eine willkommene Ergänzung von Lacoutures Biographie.<br />

Die Texte sind, wie alle von Ho Chi Minh, eine Mischung von Aufrichtigkeit<br />

und taktischem Geschick, Information und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

persönlichem Bekenntnis und sozialistischem Ritual. Das stets<br />

wiedegkehrende Thema ist das Selbstbestimmungsrecht nicht nur <strong>des</strong><br />

vietnamesischen „Volkes", sondern <strong>des</strong> konkreten vietnamesischen<br />

Menschen, für das Ho sein Leben lang gekämpft und gearbeitet hat.<br />

Es wird daraus völlig klar, daß er auf diesen Anspruch niemals verzichten<br />

wird und er seiner schließlichen Verwirklichung, wie lange<br />

sie auch dauern möge, vollkommen gewiß ist. Diese Sicherheit drückt<br />

sich im gedämpften Tonfall seiner Verlautbarungen aus: Keinerlei<br />

Verbalinjurien, keine nationale Hysterie, nicht einmal jenen pauschalen<br />

Antiamerikanismus kann man darin finden, der schon jeden<br />

nichtvietnamesischen Zeugen der amerikanischen Verbrechen in<br />

Vietnam immer wieder zu überwältigen droht. Hos Antidot gegen<br />

solche emotionale Reaktionen ist die Lehre vom Klassenkampf und<br />

seiner ökonomisdien Bedingtheit. Der Kapitalismus ist schuld am<br />

Krieg in Vietnam und an seinen Verbrechen — und dann erst, in dieser<br />

Reihenfolge, die Kapitalisten und die von diesen abhängigen einzelnen<br />

Amerikaner. Hos dialektischer Materialismus hat eine ganz<br />

unmittelbare humanistische Konsequenz: die Menschen können das<br />

mörderische System abschaffen, wenn sie, in einem ersten Schritt<br />

dazu, beginnen, seiner bewußt zu werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!