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PDF - THEP Mainz

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114 7.1 Der inverse Myon-Zerfall<br />

Bemerkungen zum Experiment<br />

Eine ausführliche Darstellung des Detektors findet sich in [131]. An dieser Stelle wird das<br />

Prinzip des Experiments knapp erläutert. Der Neutrinostrahl wird erzeugt, indem man<br />

zuerst Protonen aus dem SPS (Super Proton Synchrotron) am CERN auf ein Beryllium-<br />

Target schießt. Von den so erzeugten Hadronen werden die vorwärts gerichteten durch<br />

ein Magnetfeld nach Ladungen getrennt. Lässt man die positv geladenen Hadronen auf<br />

das Eisen treffen, entstehen dem Standardmodell zufolge positiv geladene Myonen und<br />

Myonneutrinos. Wir nehmen an, dass an diesem Wechselwirkungspunkt reine Myon-Flavor-<br />

Zustände entstehen und dass die einzige neuartige Wechselwirkung bei dem tatsächlichen<br />

Streuprozess stattfindet, um das Szenario so einfach wie möglich zu halten. Insbesondere<br />

beschränken wir uns deshalb auf die Streuung von einem Myon-Neutrino an einem Elektron<br />

und betrachten an dieser Stelle keine beliebigen Neutrinos im Anfangszustand. Diese<br />

Einschränkung ist sinnvoll, wenn man die typischen Oszillationslängen L > 10 3 km bei<br />

einer Energie von etwa 20 GeV mit der Wegstrecke von etwa 500 m vergleicht, die die am<br />

Eisentarget erzeugten Neutrinos bis zum eigentlichen Wechselwirkungspunkt zurücklegen<br />

müssen.<br />

Entscheidet man sich durch Anlegen des Magnetfelds in einer bestimmten Richtung dafür,<br />

die negativ geladenen Hadronen mit dem Eisen zur Kollision zu bringen, entstehen entsprechend<br />

Myonen und Myonantineutrinos. So stehen dem Experiment ein energetisch<br />

breit gefächerter Neutrino- (Antineutrino-) Strahl mit einer mittleren Energie von 〈E ν 〉 =<br />

23.8 GeV (〈E¯ν 〉 = 19.3 GeV) zur Verfügung. Das Eisenschild, an dem die (Anti-)Neutrinos<br />

erzeugt werden, befindet sich ca. 460 m von dem CHARM-Detektor entfernt. Er setzt sich<br />

im Wesentlichen aus dem target-Kalorimeter und einem Myon-Spektrometer zusammen. Es<br />

liegt ein inverser Myon-Zerfall vor, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind [124]: erstens fordert<br />

man die Erzeugung eines Myons im Kalorimeter und dessen anschließendem Eindringen in<br />

das Myon-Spektrometer ohne messbare Rückstoßenergie. Zweitens fordert man, dass zum<br />

Zeitpunkt der Erzeugung kaum hadronische Aktivitäten am Vertex stattgefunden haben.<br />

Aus diesen beiden Forderungen wird deutlich, dass das auslaufende Neutrino nicht nachgewiesen<br />

wird. Insbesondere dessen Flavor bleibt experimentell unbestimmt. Deshalb gehen<br />

wir vor wie bei den Zerfällen l ′ → l¯ν l ν l ′ und betrachten neben dem inversen Myon-Zerfall<br />

auch die Leptonzahl-verletzenden Prozesse ν µ e − → µ − ν µ und ν µ e − → µ − ν τ .<br />

Berechnung des Wirkungsquerschnitts<br />

Ausgehend von einem ruhenden Elektron mit Viererimpuls p µ = (m e ,⃗0) und Ruhemasse m e<br />

lässt sich der Streuprozess ν µ e − → µ − ν i , i = e, µ, τ schematisch wie in Abb. 7.1 darstellen.<br />

Der Impuls des einlaufenden Neutrinos sei so gewählt, dass er keine Komponenten entlang<br />

der x- oder y-Achse besitzt, etwa l µ = (E 1 , 0, 0, E 1 ). Die Massen der Neutrinos werden<br />

vernachlässigt. Die beiden auslaufenden Teilchen bewegen sich in einer Ebene, die wir so<br />

wählen, dass der Myonimpuls die Form p ′µ = (E 2 , p 2 sin θ, 0, p 2 cos θ) hat. Der räumliche

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