PDF - THEP Mainz
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Leptonische Zerfallsprozesse 71<br />
Das Standardmodell liefert Voraussagen für die Koeffizienten in Glg. (6.4) (a 2 = 6, a 3 = −4,<br />
alle anderen a i = 0), die mit den experimentell gewonnenen Daten verglichen werden<br />
können. Tragen neben dem Standardmodell noch weitere effektive Operatoren zu dem<br />
Myon-Zerfall bei, werden die Koeffizienten bzw. die totale Zerfallsbreite entsprechend von<br />
der SM-Voraussage abweichen.<br />
Wie in [56] beschrieben, müssen sich alle neuen Beiträge Γ bSM zur totalen Zerfallsbreite<br />
des Myons Γ innerhalb der Fehlergrenzen der theoretischen Voraussage und des Messfehlers<br />
bewegen, um nicht schon entdeckt worden zu sein, d.h.<br />
Γ bSM ∼ < ∆(Γ − Γ exp ) (6.7)<br />
Wegen der hohen Präzision der Messung ∆Γ exp /Γ exp ∼ 2×10 −5 fällt der Messfehler im Vergleich<br />
zur Unsicherheit der theoretischen Voraussage ∆Γ/Γ ∼ 6 × 10 −3 nicht ins Gewicht.<br />
Auf einem 90%-igen Konfidenzniveau gilt daher<br />
Γ bSM<br />
Γ ∼ < 10 −2 . (6.8)<br />
Die totale Breite Γ in Glg.(6.6) lässt sich statt mit Hilfe der Fermi-Konstanten G µ gemäß<br />
G µ<br />
√<br />
2<br />
=<br />
α<br />
32π s 2 W m2 W<br />
(6.9)<br />
auch durch den schwachen Mischungswinkel s W , die Feinstrukturkonstante α und die Masse<br />
des W -Bosons m W ausdrücken. Da sowohl die Myonmasse m als auch s W und α sehr<br />
genau bekannt sind, liegt die maßgebliche Ursache für die Ungenauigkeit der theoretischen<br />
Vorhersage in dem Fehler der W -Massenbestimmung, der gemäß [122] ∆m W = 42 MeV<br />
beträgt. Man erhält den Fehler der theoretischen Voraussage schließlich, unter Verwendung<br />
von (6.6) und (6.9), mit Hilfe der Beziehung<br />
Γ =<br />
α 2 m 5<br />
. (6.10)<br />
384π s 4 W m4 W<br />
Um Ungleichung (6.8) ausnutzen zu können, berechnet man zuerst das Quadrat der Summe<br />
des Matrixelements des Standarmodells M SM und des effektiven Operators M bSM<br />
|M| 2 = |M SM + M bSM | 2<br />
= |M SM | 2 + M SM M ∗ bSM + M ∗ SM M bSM + |M bSM | 2 . (6.11)<br />
Um eine Abschätzung für die Kopplung zu gewinnen, betrachtet man nur die niedrigste<br />
Ordnung in der effektiven Kopplungskonstanten α. Stimmen die Endzustände des Zerfallskanals<br />
mit denen des Standardmodells überein, ist der Interferenzterm der führende<br />
und das Betragsquadrat kann vernachlässigt werden. Handelt es sich um einen Leptonzahlverletzenden<br />
Kanal, muss das Betragsquadrat des neuen Matrixelements bestimmt werden,<br />
weil es keine Interferenz von M SM mit M bSM gibt.