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PDF - THEP Mainz

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Semileptonische Prozesse 173<br />

9.10. Myon-Konversion<br />

Die Hülle eines myonischen Atoms enthält neben Elektronen auch ein gebundenes Myon.<br />

Solche Atome können z.B. dadurch erzeugt werden, dass man Myonen mit einem Target<br />

so zur Kollision bringt, dass es in dem Target gestoppt und von einem der Atome eingefangen<br />

wird. Das Myon verliert dann solange Energie, indem es sich in der Atomhülle auf<br />

den Kern zu bewegt, bis es im 1s-Orbital angekommen ist. Danach gibt es zwei mögliche<br />

Prozesse: entweder das Myon zerfällt auf die bekannte Weise oder es tritt mit dem Kern in<br />

Wechselwirkung und geht in ein anderes Lepton über. Zu den Prozessen, die man gemäß<br />

der Physik des Standardmodells, an solchen Atomen beobachten kann, zählt unter anderem<br />

der Myoneinfang, bei dem das Myon in der Hülle mit dem Kern in Wechselwirkung tritt<br />

und in ein Myonneutrino übergeht. Damit u.a. die Ladungsbilanz der Reaktion korrekt ist,<br />

ändert sich im Kern die Anzahl der Protonen<br />

µ − + (A, Z) → ν µ + (A, Z − 1). (9.56)<br />

Die im Standardmodell verbotenen LNV-Prozesse sind interessante Studienobjekte im<br />

Hinblick auf neue effektive Operatoren. Dabei kann man verschiedene Arten von µ − e-<br />

Konversion unterscheiden, da der Kern die Ladungsbillanz in der Reaktion sicherstellt:<br />

µ − + (A, Z) → e − + (A, Z) (9.57)<br />

µ − + (A, Z) → e − + (A, Z) ∗ (9.58)<br />

µ − + (A, Z) → e + + (A, Z − 2) ∗ (9.59)<br />

Man bezeichnet den Prozess, bei dem der Kern während der gesamten Reaktion in seinem<br />

Grundzustand verharrt als kohärent, den Prozess mit einem angeregten Kern im Endzustand<br />

als inkohärent. Operatoren, die unseren Symmetrieanforderungen genügen, können<br />

den Prozess (9.59) nicht realisieren. Die beiden anderen Prozesse bieten allerdings die<br />

Möglichkeit, Schranken der neuen effektiven Kopplungen abzuleiten.<br />

Referenz [190] befasst sich mit der kohärenten Konversion. Unter Vorgabe von effektiven<br />

Operatoren, die den Operatoren O eB (3.17), O eW (3.18) und den semileptonischen<br />

Vier-Fermion-Operatoren (3.26)–(3.34) entsprechen, werden die Übergangsmatrixelemente<br />

bestimmt. Die Konversionsrate ist das Verhältnis R der µ−e-Konversion zum Myoneinfang<br />

R = σ (µ− + (A, Z) → e − + (A, Z))<br />

σ (µ + (A, Z) → ν µ + (A, Z − 1)) . (9.60)<br />

Es lässt sich eine Beziehung zwischen der Konversionsrate und den neuen Kopplungskonstanten<br />

herstellen [190], Glg.(14). Zu deren Auswertung benötigt man die Kenntnis der<br />

Überlappintegrale der Myonwellenfunktion, der Elektronwellenfunktion und der Protonbzw.<br />

Neutrondichten des Atomkerns. Die Überlappintegrale D, S (p) , S (n) , V (p) , V (n) wurden<br />

numerisch für verschiedene Atome berechnet [190]. Um dieses Ergebnis mit experimentellen<br />

Ergebnissen vergleichen zu können, muss die Myoneinfangrate ω capt bekannt sein. Sie

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