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PDF - THEP Mainz

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2<br />

Rahmen des Standardmodells werden Neutrinos sogar als masselose Teilchen behandelt,<br />

was sich jedoch durch die Experimente mit solaren [19, 20, 21], atmosphärischen [22] und<br />

Reaktorneutrinos [23] als irrige Annahme herausgestellt hat. Weshalb sind die Mischungen<br />

im Quarksektor klein, wohingegen die Mischungen im Leptonsektor groß zu sein scheinen?<br />

Die Existenz der Neutrinooszillationen beinhaltet die Verletzung einer bis dahin als exakt<br />

erachteten Symmetrie. Impliziert die Verletzung der Leptongenerationzahl eventuell<br />

ebenfalls die Verletzung der Gesamtleptonzahl? Welchen Einfluss hätte das auf den Baryonsektor,<br />

auf die Leptogenesis und auf die Entwicklung des Universums? Neutrinos sind das<br />

verbindende Glied zwischen dem Mikrokosmos der Elementarteilchen und den kosmischen<br />

Größenordnungen und rechtfertigen unter anderem die Frage nach der großen Vereinheitlichung.<br />

Ist es möglich, eine einheitliche Formulierung der vier bekannten Wechselwirkungen<br />

anzugeben und wie sieht sie aus? Kann man ausschließen, dass es weitere Kräfte gibt, die<br />

sich unseren bisherigen Beobachtungen entziehen? Wie verhält sich das Standardmodell<br />

bei sehr großen Energien, in deren Bereich wir heute noch keinen Blick werfen können?<br />

Wird sich einmal mehr herausstellen, dass die Phänomene, die wir jetzt beobachten, beschreiben<br />

und vorhersagen können, nur eine unscharfe Darstellung einer tieferliegenden Art<br />

von Kraft bzw. Symmetrie sind, wie es in der Geschichte der physikalischen Modellbildung<br />

schon des Öfteren der Fall war [24]?<br />

Es erscheint uns unbefriedigend, das Standardmodell der Elementarteilchen in seiner heutigen<br />

Form als der Weisheit letzter Schluss zu akzeptieren und durch Berechnung von<br />

Strahlungskorrekturen beliebiger Ordnung die Präzision allein der durch das Standardmodell<br />

beschreibbaren Phänomene zu erhöhen. Deshalb gehen wir speziell der Frage nach,<br />

ob es möglich ist, anhand der vorliegenden experimentellen Daten, bzw. in Kürze erreichbarer<br />

Genauigkeit, Neue Physik zu sehen. In welchen Prozessen könnte man eine neue<br />

Kraft durch Messungen sichtbar machen? Welche Messgrößen sind nicht sensitiv auf neue<br />

Effekte?<br />

An dieser Stelle scheint uns ein kurzer Leitfaden für die Lesende 5 von Bedeutung. Der mit<br />

dem Standardmodell vertrauten Leserin bieten Kapitel 1 und 2 eine knappe Wiederholung<br />

der für diese Arbeit wesentlichen Aspekte des Standardmodells und der Terminologie der<br />

effektiven Feldtheorien. Die Kapitel dienen zur Einführung der später benutzten Bezeichnungen<br />

und Schreibweisen. Daran schließt sich in Kapitel 3 zunächst eine Darstellung der<br />

Parametrisierung der Lagrangedichte durch effektive Operatoren und deren Konstruktionsweise<br />

an. Um eine Motivation des effektiven Ansatzes zu geben, verweisen wir auf prominente<br />

Modelle, die Physik jenseits des Standardmodells beschreiben. In Kapitel 4 stellen<br />

wir den Zusammenhang dieser Modelle mit der modellunabhängigen Parametrisierung aus<br />

Kapitel 3 her. Unser Ziel ist es, Ausschlussgrenzen für effektive Kopplungskonstanten bzw.<br />

neue Massenskalen zu berechnen. Dazu werden experimentelle Schranken benutzt, die die<br />

Größe von Effekten jenseits des Standardmodells direkt oder indirekt eingrenzen. Diese<br />

werden schließlich in Bedingungen übersetzt, die für die Kopplungskonstanten gelten. In<br />

Kapitel 5 wird zunächst die verwendete Methode vorgestellt, wie experimentelle Daten und<br />

5 Die weibliche Form der Anrede schließt im Folgenden die männliche stets mit ein.

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