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12 1.4 Symmetrien und Erhaltungsgrößen<br />

1.4. Symmetrien und Erhaltungsgrößen<br />

Aufgrund der aus der spontanen Symmetriebrechung, wie oben beschrieben, resultierenden<br />

lokalen U(1) Q −Symmetrie ist die Ladung Q gemäß dem Noether Theorem eine Erhaltungsgröße.<br />

Baryonzahl B und Leptonzahl L sind von solchen Noether-Ladungen qualitativ<br />

verschieden. Sie sind das Resultat von globalen Symmetrien, die nicht aus fundamentalen<br />

Prinzipien abgeleitet werden, sondern per Konstruktion in der Lagrange-Dichte enthalten<br />

sind. B- und L-Erhaltung resultieren aus dem für das Standardmodell gewählten Teilchengehalt,<br />

der weitestgehend willkürlich ist, bzw. den Massentermen, deren Form und<br />

Anwesenheit gewisse, experimentell nicht geklärte 8 bzw. falsifizierte 9 Annahmen beinhalten.<br />

Wegen der experimentellen Beobachtung, dass man sowohl linkshändige Neutrinos ν L als<br />

auch rechtshändige Antineutrinos ν R nachweisen kann, der Nachweis von rechtshändigen<br />

Neutrinos ν R und linkshändigen Antineutrinos ν L bis heute jedoch nicht gelungen ist, geht<br />

man davon aus, dass jede Neutrinogeneration nur einen Helizitätszustand besitzt. Als Folge<br />

gibt es keine Dirac-Massenterme ν R ν L bzw. ν L ν R entsprechend der übrigen Fermionmassenterme<br />

der Lagrange-Dichte. Die einzige Möglichkeit mit den Teilchen des Standardmodells<br />

Neutrinomassen zu implementieren sind sogenannte Majorana-Massenterme der Form<br />

ν T L C−1 ν L , die nur einen Helizitätszustand erfordern. Sie bestehen aus einer Kombination<br />

von linkshändigen Neutrinos und dem Ladungskonjugationsoperator C. Solche Massenterme<br />

sind nicht eichinvariant und verletzen die Leptonzahl um zwei Einheiten. Sind Neutrinos<br />

tatsächlich Majorana-Teilchen, besitzen sie weder eine lokale, noch eine globale additive<br />

Quantenzahl, die erhalten ist. Die Majorana-Massenterme müssen von Hand zusätzlich<br />

eingeführt werden, da die Leptonzahl im Standardmodell eine exakte Erhaltungsgröße ist,<br />

was zur Folge hat, dass in keiner Ordnung der Störungsreihe ein Leptonzahl-verletzender<br />

Majorana-Massenterm neu auftreten kann. Aus den experimentell untermauerten Neutrinooszillationen<br />

folgt, dass Neutrinos massive Teilchen sind und die Leptonfamilienzahlen<br />

L e , L µ und L τ keine globalen Erhaltungsgrössen 10 sind.<br />

An dieser Stelle könnte man nun davon ausgehen, dass B und L zwei von einander unabhängige<br />

Größen sind und die Erhaltung bzw. Verletzung einer der beiden keine Auswirkungen<br />

auf die andere hat. Allerdings lässt sich motivieren, dass Quarks und Leptonen<br />

enger miteinander in Beziehung stehen und es demnach zum einen vernünftig ist, die Erhaltung<br />

einer Größe, die aus der Differenz von Baryon- und Leptonzahl gebildet wird, zu erwarten.<br />

Zum anderen kann man es als Hinweis darauf verstehen, dass Leptonen und Quarks<br />

Komponenten eines vereinheitlichten Multipletts sind, die auf Supersymmetrie oder Grand<br />

Unified Theories (GUT) zurückgehen. Zur Bekräftigung der Verwandschaft der beiden Ma-<br />

8 Sind Neutrinos Majorana- oder Dirac-Teilchen? [28]<br />

9 Die experimentell etablierten Neutrinooszillationen lassen nur den Schluss zu, dass Neutrinos massive<br />

Teilchen sind.<br />

10 Um auszudrücken, dass die Grössen L, B etc. nicht erhalten sind, verwenden wir in Zukunft auch die<br />

Abkürzung L/, B/ etc.

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