PDF - THEP Mainz
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Semileptonische Prozesse 163<br />
9.6. τ−Zerfall in Pion und Neutrino<br />
Bemerkungen zu den Experimenten<br />
Dem Ergebnis für das Verzweigungsverhältnis BR(τ − → π − ν) liegen zwei Experimente<br />
zugrunde [177, 178]. Eines davon wurde Anfang der 80er Jahre am SLAC durchgeführt,<br />
während das andere Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts am CERN durchgeführt<br />
wurde. Zunächst einige Erklärungen zum SLAC-Experiment mit dem Mark II-Detektor,<br />
mit dessen Hilfe u.a. sowohl eine Obergrenze an die Masse des Tau-Neutrinos angeben wird<br />
als auch Aussagen über den Spin des Tau-Leptons gemacht werden können. Zum Aufbau:<br />
Die Schwerpunktsenergie der Elektron-Positron-Paare im SPEAR-Speicherring betrug zwischen<br />
3.52 und 6.7 GeV. Durch Kollision wurden etwa 6 × 10 4 τ + τ − -Paare erzeugt. Die geladenen<br />
Teilchen weist man im Mark II-Detektor mittels zylindrischer Driftkammern nach.<br />
Ausserhalb der Driftkammern befinden sich Szintillatoren, die sich wiederum im Inneren<br />
eines Solenoidmagneten befinden. Weiter aussen befinden sich Argon-Zähler und das Myon-<br />
Kaloriemeter. Ein Ereignis mit einem geladenen Pion liegt dann vor, wenn kein Teilchen<br />
als Myon, Elektron, Kaon bzw. Proton identifiziert wird. Ein Pion-Ereignis muss zusätzlich<br />
gewisse Kriterien erfüllen: Es müssen zwei Teilchen mit entgegengesetzter Ladung vorliegen<br />
π ± X ∓ . Die Energie der auftretenden Photonen darf 100 MeV nicht überschreiten, um den<br />
Untergrund zu reduzieren, der aus Reaktionen mit neutralen Teilchen π 0 , ρ stammt. Das<br />
Ereignis muss sich innerhalb von 10 cm Entfernung vom Wechselwirkungspunkt befinden.<br />
Insgesamt konnten anhand dieser Anforderungen 2150 π ± X ∓ -Ereignisse aufgezeichnet werden,<br />
wobei diejenigen mit zwei Pionen doppelt gezählt wurden. Als Ergebnis der Messung<br />
erhält man BR(τ − → π − ν) = 0.117 ± 0.004 ± 0.018.<br />
Das zweite Experiment zur Bestimmung von BR(τ − → π − ν) wurde mit Hilfe des ALEPH-<br />
Detektors am LEP durchgeführt. Der Messwert für den Zerfall Γ(τ − → π − ν)/Γ tot beträgt<br />
(11.06 ± 0.11)% [177, 178].<br />
Die Experimente am CERN ermitteln die Ereignisse aus den τ-Paaren, die bei der Kollision<br />
von Elektronen und Positronen auf der Z-Resonanz bei LEP I entstehen. Die Analyse der<br />
OPAL-Kollaboration umfasst einen Datensatz von 1990 − 95. Mit ALEPH konnten von<br />
1991 − 95 erfolgreich Daten genommen werden, während sich die DELPHI-Analyse auf<br />
Daten aus dem Jahr 1992 stützt. Die Anzahl der τ-Ereignisse varriert bei den drei Experimenten<br />
von 220652 τ-Zerfallskandidaten bei OPAL, 202000 τ + τ − -Paaren bei ALEPH bis<br />
zu 392000 hadronischen Z 0 -Ereignissen bei DELPHI. Details zu den Detektoren findet man<br />
in [187, 188, 189]. Wiederum lässt sich insgesamt festhalten, dass das Neutrino nur indirekt<br />
nachgewiesen wurde, insbesondere also der Flavor unbestimmt blieb. Wir verwenden im<br />
Folgenden diese genaueren Messwerte von ALEPH.