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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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»Bedeutung« für eine »moderne Wirtschaft« nicht zu »unterschätzen« sei und<br />

müssten »im Ausland erst mühsam aufgebaut werden«. Die Forderung nach Senkung<br />

von Tarifstandards kann so<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> weiterer ›Plausibilität‹ aufgeladen und<br />

das Ver<strong>mit</strong>tlungsproblem weiter aufgelöst werden. Denn wenn deutlich wird, dass<br />

durch Arbeitszeitverlängerungen auch noch Synergieeffekte ›eingefahren‹ werden<br />

können – da bereits bestehende Strukturen länger und da<strong>mit</strong> ausgiebiger genutzt<br />

werden können –, dann muss die Ablehnung von Arbeitszeitverlängerungen als<br />

unvernünftig erscheinen. Es kann jetzt jeder <strong>Kritik</strong>erin der Forderungen vorgeworfen<br />

werden, dass die bereits bestehenden Ressourcen nicht richtig ausgenutzt<br />

und da<strong>mit</strong> vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Konkurrenzsituation und begrenzter<br />

Steuerungsmöglichkeiten unverantwortlich verschwenderisch gehandelt<br />

würde.<br />

2.6. Störfaktoren beseitigen<br />

Im weiteren Verlauf nimmt der Text einige Regeln der Fallstruktur wieder auf. Im<br />

Wesentlichen kommen aber nur zwei neue Aspekte hinzu, auf die ich mich hier<br />

beschränken möchte.<br />

Der Text macht darauf aufmerksam, dass das »Standortpotenzial« nur dann<br />

ausreichend ausgenutzt werden könne, wenn die Gruppe der »Beschäftigten« <strong>mit</strong>einbezogen<br />

werde. Er vollführt hier also genau das, was er zuvor schon implizit<br />

gefordert hat: nämlich das Ver<strong>mit</strong>tlungsproblem durch die Berücksichtigung von<br />

Arbeitnehmerinneninteressen aufzulösen. Dies könne über »Beschäftigungszusagen«<br />

oder »Investitionszusagen« geschehen. Demnach habe die Unternehmensleitung<br />

die Aufgabe, durch »glaubwürdige« und realistische Geschäftsplanungen,<br />

den Mitarbeiterinnen Arbeitsplatzsicherheit zu garantieren. Neben der schon erwähnten<br />

Verlängerung der Arbeitszeit könne auch »das Weihnachtsgeld« gestrichen<br />

werden. Dies habe aber immer im Modus eines »fairen gemeinschaftlichen<br />

Handelns« abzulaufen. d. h. es wird als möglich angesehen, dass eindeutige Verschlechterungen<br />

für Arbeitnehmerinnen so ›verkauft‹ werden können, dass diese<br />

als »fair« erscheinen. Vor dem Hintergrund dieser nun stärkeren wechselseitigen<br />

Bindungen von Unternehmensleitung und Mitarbeiterinnen wird es möglich, auf<br />

die Unvernünftigkeit aller Forderungen zu verweisen, die – in welcher Form auch<br />

immer – sich außerhalb des vom Text vorgeschlagenen Lösungsrahmens stellen.<br />

Dabei ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass diese ›Zugeständnisse‹ an Arbeitnehmerinnen<br />

nur insoweit möglich sind, als dass Kosten gesenkt werden können.<br />

Der Text geht daher auf Arbeitnehmerinneninteressen zu, kann diese aber nur minimal<br />

berücksichtigen, da er zuvor schon klar gemacht hat, dass Kostensenkungen<br />

absolut notwendig sind, wolle man Arbeitsplätze behalten. Daher seien Senkungen<br />

von Tarifstandards auch immer arbeitnehmerinnenfreundlich.<br />

Der Text spricht dann zwei Gruppen an, die das Tarifverfahren gefährden. Auf<br />

der einen Seite Arbeitgeberinnen, welche nur an ihrem Nutzen interessiert sind,<br />

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