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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Das exemplarische Material, <strong>mit</strong> dem die <strong>Methode</strong> in diesem Artikel dargestellt<br />

wurde, entspricht ihrem klassischen Gegenstand: der Adoleszenz im Übergang von<br />

traditionalen zu modernen Formen der Vergesellschaftung. In der Behandlung<br />

dieses Themas ging es immer auch um das widersprüchliche und ambivalente<br />

Verhältnis zwischen den Generationen, um Individualisierung (als äußere Trennung<br />

von der Familie und tendenzieller Vereinzelung) und Individuation (als innerer<br />

Ablösung und reflexiver Aneignung der eigenen Geschichte). 22 Für die Forschung<br />

in anderen Zusammenhängen ist es sicherlich lohnend, sich <strong>mit</strong> ethnoanalytischen<br />

Arbeiten zu anderen Themen auseinanderzusetzen. 23<br />

Der kritische Gehalt der <strong>Methode</strong> besteht meines Erachtens in dem von der<br />

Psychoanalyse übernommenen Anspruch der Aufklärung des gesellschaftlichen<br />

Verdrängten, sowohl auf Seiten der Forschenden als auch der Beforschten. Ethnoanalyse<br />

verlangt von den Forschenden die Reflexion der Eingebundenheit in die<br />

strukturellen Gewaltverhältnisse und die Problematisierung der Normalitäten des<br />

akademischen Betriebs, die sich auch in der eigenen Forschungspraxis ausdrücken.<br />

Gleichzeitig soll dem Anspruch nach – quasi im Sinne einer nicht-fraternisierenden,<br />

nicht-paternalisierenden Aktionsforschung – auch den anderen GesprächsteilnehmerInnen<br />

ein Raum zur Reflexion der eigenen Lebensentwürfe und der Situiertheit<br />

in den herrschenden Strukturen zur Verfügung gestellt werden, eine<br />

Reflexion, die vielleicht Ausgangspunkt für neue Strategien in diesen Verhältnissen<br />

sein kann.<br />

22 In gewisser Weise geht es der <strong>Methode</strong> auch darum, im Gespräch selbst einen »adoleszenten Möglichkeitsraum«<br />

(King 2000: 28 ff.) zur Verfügung zu stellen, in dem die Verhältnisse in Bewegung kommen und etwas Neues<br />

entstehen kann.<br />

23 Vgl. dazu etwa die Arbeiten von Keval und Kerschgens (Keval 1999; Kerschgens 2008).<br />

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