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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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2. Warum soll das wichtig sein?<br />

Mögliche Gründe für die Sichtbarmachung von Gender-Geschlecht-<br />

Sexualität im Forschungsprozess in der Jugendforschung<br />

Was bedeuten diese Ergebnisse und Erfahrungen? Sind Gender-Geschlecht-<br />

Sexualität von Forscher*innen nicht sekundäre Einflüsse, die in ihrer Bedeutung<br />

für die Forschung weit hinter anderen Aspekten, wie beispielsweise respektvollem<br />

Umgang <strong>mit</strong> jugendlichen Teilnehmer*innen und sorgfältiger Analyse,<br />

zurückstehen? Ist es nicht vor allem unsere Aufgabe, einen als sicher wahrgenommenen,<br />

vertrauensvollen ›Forschungs-Raum‹ herzustellen, ungeachtet persönlicher<br />

Positionen und Bedürfnisse? Zudem haben Jugendliche inzwischen eine<br />

Reihe von Möglichkeiten, zumindest oberflächliche Informationen über nichtheteronormative<br />

Lebenspraxis zu erhalten. Ist da<strong>mit</strong> die Frage nach der Bedeutung<br />

der Positionierung von Forscher*innen nicht obsolet geworden? Und: Wie<br />

lässt sich die Frage nach der Positionierung von Forscher*innen methodologisch<br />

fassen, ohne unreflektiertem Identitätsdenken zu verfallen?<br />

Die Beispiele haben gezeigt, dass die Frage nach einem kritischen Umgang <strong>mit</strong><br />

den vielschichtigen Bedeutungen der Positionierung von Forscher*innen in der<br />

Arbeit <strong>mit</strong> Jugendlichen weit über persönliche Bedürfnislagen hinausgeht. Ich<br />

möchte im Anschluss an die Beispiele zusammenfassen, warum ich die Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> der Rolle von Forscher*innen – vor allem in der Jugendforschung<br />

– als vergeschlechtlichte Personen für notwendig erachte.<br />

2.1. Grund 1: Sichtbarmachung von Lebbarkeit – Schutz gegen Isolation<br />

Als verantwortliche Erwachsene sind kritische Forscher*innen auch in der<br />

Pflicht, zumindest im Kontext der Forschung gewaltförmige Umgangsformen,<br />

wenn nicht gänzlich zu unterbinden – es wäre vermessen zu denken, dies sei möglich<br />

–, so doch darauf hinweisen.<br />

»Zuwenig wird hier allerdings in Rechnung gestellt, dass die Jugendlichen in<br />

einem durch Geschlecht und institutionalisierte Heterosexualität (neben ethnischkultureller<br />

und sozialer Herkunft) hierarchisch strukturierten sozialen Raum agieren,<br />

dass sie nur aus Sicht der Erwachsenen als untereinander ›gleichberechtigt‹<br />

erscheinen und aufgrund dieser hierarchischen Unterschiede wechselseitig auch<br />

verletzungsmächtig bzw. verletzbar sind.« (Hark 2002: 56)<br />

Die Sorge um nicht-heteronormative Kinder und Jugendliche, die Sabine Hark<br />

hier aufführt, ist ein wiederkehrender Topos in queerer und heteronormativitätskritischer<br />

Literatur (z. B. Kosofsky Sedgwick 1993). Gegenwärtig ist in der Bundesrepublik<br />

Deutschland die Diskussion um die Rechte intersexueller Kinder die<br />

vorläufige Zuspitzung der Frage, wie heteronormative gesellschaftliche Vorgaben<br />

sich auf das Leben von Kindern und Jugendlichen – teils gewaltsam, immer wirkmächtig<br />

– auswirken.<br />

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