Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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en verschieben. Forschung im Kontext Schule verhandelt auch die in der spezifischen<br />
Schule vorgefundenen Regelwerke und Umgangsweisen.<br />
1.3. Institutionelle Rückkopplungen – Imaginierte und reale Reaktionen<br />
im Arbeitsumfeld Universität<br />
Neben den Folgen für die Forschung wird auch über mögliche Folgen für Forscher*innen<br />
nachgedacht. Im Vorwort zu dem 1986 von Evelyn Blackwood<br />
herausgegebenen Band über Ethnologie und Homosexualität vermerkt Joseph<br />
M. Carrier: »Additionally, graduate students of anthropology may still be reluctant<br />
to study homosexuality as a dissertation topic because of the problems it often<br />
brings with members of their graduate com<strong>mit</strong>tees and because they fear it may<br />
li<strong>mit</strong> their future employability.« (Carrier 1986: xii) 13<br />
Carrier verweist auf zwei relevante und sich bedingende Ebenen: Sowohl die institutionellen<br />
Einschränkungen durch Professor*innen als auch die Furcht vor<br />
Nachteilen auf dem akademischen Arbeitsmarkt hielten Nachwuchswissenschaftler*innen<br />
häufig davon ab, sich <strong>mit</strong> der Untersuchung von Homosexualität zu<br />
befassen. 14 Über 20 Jahre später sollte diese Frage keiner Thematisierung mehr bedürfen.<br />
Oder etwa doch? Noch vor wenigen Jahren schreibt Haller: »Anthropologists<br />
who choose to study homosexuality put their careers in jeopardy. Bolton advises<br />
gay colleagues without tenure not to use the methodology of participant observation<br />
(1992: 138). When I started to plan my fieldwork in Seville, friends and family<br />
warned me not to do so and risk my academic career. However, after receiving<br />
my PhD and having worked as an anthropologist from then onwards, I have to<br />
ad<strong>mit</strong> that my assumptions about the discrimination I would face where not wholly<br />
accurate. Amongst my colleagues, as many have been supportive as unsupportive.<br />
[…] But to my knowledge, there is not a single anthropologist in the U.S., in France<br />
or in any German speaking country who holds a job in academia and who worked in<br />
homosexuality before he/she reached his/her position.« (Haller 2001: 134) 15<br />
13 »Zusätzlich zögern Graduierte in der Anthropologie unter Umständen, Homosexualität als Thema ihrer Dissertation<br />
zu untersuchen, wegen der Probleme <strong>mit</strong> Mitgliedern der Promotionsko<strong>mit</strong>ees, die dies oft <strong>mit</strong> sich bringt,<br />
und weil sie fürchten, dass es ihre zukünftige Einstellbarkeit einschränkt.« (Übersetzung IS).<br />
14 Die generellen mehr oder weniger subtilen Stratifizierungen zu Ungunsten von Wissenschaftlerinnen im Kontext<br />
der Universität sind hinreichend bekannt und diskutiert, sollen hier aber zumindest noch einmal erwähnt werden.<br />
Siehe z. B. Zimmermann 2002.<br />
15 »Anthropolog*innen, die sich entscheiden, Homosexualität zu erforschen, gefährden ihre Karrieren. Bolton rät<br />
schwulen Kollegen ohne Festanstellung, nicht die Methodologie der teilnehmenden Beobachtung zu verwenden<br />
(1992: 138). Als ich anfing meine Feldforschung in Sevilla zu planen, warnten mich Freund*innen und Familien<strong>mit</strong>glieder,<br />
es nicht zu tun und da<strong>mit</strong> meine wissenschaftliche Karriere zu riskieren. Doch, nachdem ich meine<br />
Promotion erhalten und seitdem als Anthropologe gearbeitete habe, muss ich zugeben, dass meine Annahmen<br />
über die Diskriminierung, die ich erfahren würde, nicht ganz korrekt waren. Ebensoviele meiner Kolleg*innen<br />
waren unterstützend wie nicht-unterstützend. [...] Aber meines Wissens gibt es keine*n einzige*n Anthropolog*in<br />
in den USA, in Frankreich oder in einem der deutschsprachigen Ländern, der/die eine Stelle im Wissenschaftsbetrieb<br />
hat und der/die über Homosexualität gearbeitet hat, bevor er/sie seine/ihre Position erlangte.«<br />
(Übersetzung I. S.).<br />
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