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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ungen, Beobachtungen der ForscherIn wie auch Hypothesen, Deutungen bzw.<br />

Interpretationen), Entscheidungen und Probleme, Kriterien der Forschung und reflexive<br />

Analysen (Subjektivität der ForscherIn) dokumentiert werden.<br />

Antizipieren ForscherInnen kritische qualitative Forschungsprojekte, so müssen<br />

sie dieses Selbstverständnis explizieren. Dafür steht an erster Stelle Steinkes<br />

Kriterium der Reflektierten Subjektivität, welches die konstituierende subjektive<br />

Rolle der ForscherInnen und ihre Perspektivität verdeutlicht. Kritische qualitative<br />

ForscherInnen müssten also den Einfluss der besonderen Perspektive einer emanzipatorischen<br />

Gesellschaftskritik offen legen. Die Prüfung ist auf verschiedenen<br />

Ebenen anzusiedeln. Sie sollte sich auf den gesamten Forschungsprozess beziehen,<br />

die Beziehung der ForscherIn zum Untersuchungsgegenstand, zu den Beforschten<br />

wie auch beim Einstieg ins Feld reflektieren. Sie ermöglicht, eigene<br />

Einstellungen und Vorannahmen bewusst zu machen und auf ihren kritischen Anspruch<br />

zu hinterfragen.<br />

Kritische qualitative Forschung ist partizipativ, d. h. sie ist am Nutzen der<br />

Forschung für die Beforschten und an der Nutzung der Forschung durch die<br />

Beforschten interessiert. Mayring schlägt zur Prüfung der Interessenübereinstimmung<br />

<strong>mit</strong> den Beforschten das Kriterium Nähe zum Gegenstand oder Gegenstandsangemessenheit,<br />

aber auch die Kommunikative Validierung vor, was der Intention<br />

der kritischen qualitativen Forschung nahe kommt. Darüber hinaus böte<br />

sich aber auch das von Steinke vorgeschlagene Kriterium der Relevanz zur Prüfung<br />

des Nutzens für die Beforschten an, die anhand der Fragestellung und dem<br />

von ihr geleisteten Beitrag für der Praxis geprüft wird. Einem kritischen emanzipatorischen<br />

Anspruch entspricht besonders die von Steinke formulierte Sicht auf<br />

die Relevanz einer Fragestellung bzw. Theorie, die »immer nur historisch-konkret<br />

für ein bestimmtes Problem, eine spezifische (soziale) Situation, einen spezifischen<br />

Kontext bestimmbar und nicht universell« (1999: 248) ist.<br />

Ausgehend davon, dass auch in der kritischen emanzipatorischen Sozialforschung<br />

hinsichtlich der praktischen Verwertbarkeit wissenschaftlicher Theorien<br />

Abstufungen existieren, ist sie besonders dort zu prüfen, wo sie nicht im Kontext<br />

von Aktions- oder Evaluationsforschung stattfindet. Die Prüfung der Relevanz bezieht<br />

sich auf die Fragestellung und den Beitrag der entwickelten Theorie für neue<br />

Deutungen, Erklärungen für interessierende Phänomene und Lösungen von Problemen<br />

wie auch die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse.<br />

Unter dem Gesichtspunkt, dass Fragestellung, Gegenstand und <strong>Methode</strong>n<br />

ebenso wie die ForscherInnen selbst an der Konstruktion der Ergebnisse beteiligt<br />

sind, wäre hinsichtlich der Güte kritischer qualitativer Forschung zu prüfen, ob<br />

diese geeignet sind, emanzipatorische Gesellschaftskritik zu transportieren.<br />

Steinke fasst diese Forderung im Kriterium Indikation, die nicht nur die Forderung<br />

nach Gegenstandsangemessenheit enthält, sondern diese spezifisch auf die<br />

Erhebungs- und Auswertungsmethoden, Transkriptionsregeln, Sampling und Einzelentscheidungen<br />

im Kontext der gesamten Untersuchung bezieht.<br />

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