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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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sche Macht zu erringen, sondern im so genannten vorpolitischen Raum hegemoniefähig<br />

zu werden bzw. soziale Dominanz auszuüben.<br />

Gegenstand der weiteren Interviews <strong>mit</strong> Akteuren aus Schule, Jugendarbeit,<br />

(Sport-)Vereinen, Kirche, Parteien etc. war es herauszufinden, inwieweit sich deren<br />

Bestrebungen in diesen Institutionen und in der Öffentlichkeit niederschlugen,<br />

was also in der Realität unterhalb der Wahrnehmungsschwelle staatlicher/Repressionsbehörden<br />

sich abspielt. Dieser Punkt war also empirisch offen.<br />

Die übergeordneten Leitfragen der Interviews bestanden darin, die Interviewten<br />

zu bitten zu schildern, ob und welche Ereignisse <strong>mit</strong> rechtsextrem Hintergrund<br />

aus ihrer Sicht in der jeweiligen Institution, am Ort und in der Region wahrnehmbar<br />

sind. Zudem wurden sie ggf. auch gebeten zu schildern, welche Präventions-<br />

Maßnahmen jeweils ergriffen wurden.<br />

Am Beispiel von zwei Materialstücken will ich zunächst verdeutlichen, wie<br />

Aussagen der Interviewten ausgewertet wurden und wie sie <strong>mit</strong>hilfe des Konzepts<br />

der Beobachtungsmodalitäten kritisch eingeschätzt werden können.<br />

Materialstück 1<br />

Frau X teilt <strong>mit</strong>, dass in der Institution Y Kataloge vom rechtsextremen Patria-<br />

Versand aufgetaucht sind; dass es ein, zwei Personen gebe, die sich »als Anführer<br />

aufspielen«, die »die ganze Sache lenken«; die paar anderen seien bloß dumme<br />

Mitläufer; ab und an gebe es schon Hakenkreuzschmierereien, und es seien auch<br />

rechtsextreme Schriften verteilt worden. Insgesamt sei Rechtsextremismus aber<br />

»kein gravierendes Problem« in der Institution.<br />

Materialstück 2<br />

Herr Y teil in Bezug auf die Institution X <strong>mit</strong>: »Also, als Phänomen bezeichne ich<br />

es [Ereignisse o. ä. <strong>mit</strong> rechtsextremem Hintergrund] noch nicht. Ich muss allerdings<br />

einschränkend sagen, jüngere Kollegen sehen das etwas anders als ich [...].<br />

Ich sage mal ganz salopp: Nicht jeder, der kurze Haare oder ne Glatze hat, ist ein<br />

Rechter. Und da gibt es manchmal, und da bin ich auch bemüht <strong>mit</strong> den Kollegen<br />

ins Gespräch zu kommen – ›die <strong>mit</strong> ihren Glatzen, die Rechten‹, diese Formulierung<br />

hört man von Lehrerinnen oder von Lehrern. Und ich frage: ›Wieso ordnest<br />

du die denn rechts ein?‹ ›Naja, ich brauch doch bloß die Glatze sehen.‹ Oder,<br />

oder, irgendwo aufm Hefter hatter mal n Hakenkreuz gehabt, nich, was man ja<br />

praktisch an jeder Hauswand sieht, und manche werden son Hakenkreuz da hinzaubern,<br />

weil se gar nicht wissen, was das ist, die Jüngeren... [ ]. Ich möchte jetzt<br />

allerdings nicht verharmlosen, das ist das nächste. Ich sehe es nicht so extrem,<br />

aber es gibt Tendenzen. [ ] Es gibt allerdings auch junge Leute, das habe ich zumindest<br />

gehört, die auch schon hier oder da organisiert sind. [ ] und heute rief ein<br />

Vater an, dass er hier zwei Schüler unterbringen will aus Südafrika ... Ich sage<br />

Herr Sowieso, verstehen Sie das bitte nicht falsch. Ich frage, wenn Sie jetzt zwei<br />

Schüler aus Südafrika bringen, bewusst, sind das Farbige. Da sacht er, da<strong>mit</strong> habe<br />

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