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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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gitimierung der Studie orientieren kann« (Steinke 1999: 205). Es werden also<br />

eher universell gehaltene Bewertungskriterien (Kernkriterien) vorgestellt.<br />

3.1. Sechs allgemeine Gütekriterien qualitativer Forschung nach Mayring<br />

Als erstes Kriterium wird die Verfahrensdokumentation genannt, ohne welche jegliches<br />

qualitative Forschungsergebnis wertlos wäre. Da in der qualitativ orientierten<br />

Forschung das Vorgehen viel spezifischer auf den jeweiligen Gegenstand<br />

bezogen ist als in der quantitativ orientierten Forschung, und <strong>Methode</strong>n meist speziell<br />

für diesen Gegenstand entwickelt wurden, muss der Forschungsprozess bis<br />

ins Detail dokumentiert werden. Um die Nachvollziehbarkeit zu sichern, müssen<br />

Vorverständnis, <strong>Methode</strong>n, Durchführung und Auswertung hinreichend expliziert<br />

werden.<br />

Die Argumentative Interpretationsabsicherung als zweites Kriterium bezieht<br />

sich auf die entscheidende Rolle von Interpretationen in qualitativ orientierten<br />

Ansätzen. Als Regel stellt Mayring auf, »dass Interpretationen nicht gesetzt, sondern<br />

argumentativ begründet werden müssen« (2002: 145). Die Interpretationsabsicherung<br />

wird für den gesamten Forschungsprozess von Vorverständnis bis Auswertung<br />

gefordert. Interpretationen sollten schlüssig sein und Brüche, so<br />

vorhanden, müssen erklärt werden. Von besonderer Bedeutung ist die Suche nach<br />

Alternativdeutungen.<br />

Trotz der Offenheit qualitativer Forschung gegenüber dem Gegenstand, die<br />

auch bedeutet, vorgeplante Analyseschritte zu modifizieren, müssen ForscherInnen<br />

regelgeleitet vorgehen. Regelgeleitetheit als drittes Kriterium setzt die Entwicklung<br />

von qualitativen Erhebungs- und Auswertungsverfahren voraus, die den<br />

Analyseprozess <strong>mit</strong> Hilfe von Ablaufmodellen beschreiben wie z. B. die Grounded<br />

Theory (Strauss 1991) und die Objektive Hermeneutik (Oevermann 1979). Aber<br />

Regelgeleitetheit meint nicht, dass Regeln sklavisch befolgt werden, denn die<br />

Forderung nach der Gegenstandsangemessenheit hat Vorrang.<br />

Der Nähe zum Gegenstand bzw. der Gegenstandsangemessenheit als viertem<br />

Kriterium kommt die zentrale Stellung im Kanon der vorgestellten Bewertungskriterien<br />

von Mayring zu. Dies wird in der qualitativen Forschung vor allem<br />

durch die Nähe zur Alltagswelt der beforschten Subjekte erreicht. Den zentralen<br />

Punkt dieses Kriteriums sieht Mayring in der Erreichung einer Interessenübereinstimmung<br />

<strong>mit</strong> den Beforschten. Er betont den Willen der qualitativen Forschung,<br />

an konkreten sozialen Problemen anzusetzen und dabei ein offenes, gleichberechtigtes<br />

Verhältnis zu ihnen herzustellen.<br />

Die Gültigkeit der Ergebnisse und der Interpretationen sollte ebenfalls kommunikativ<br />

validiert werden. Das fünfte Kriterium der Kommunikativen Validierung<br />

erfolgt über die Diskussion der Ergebnisse und Interpretationen <strong>mit</strong> den Beforschten.<br />

Finden sich die Betroffenen in den Analyseergebnissen wieder, so wird dies<br />

als wichtiges Argument zur Absicherung der Ergebnisse gesehen. Natürlich darf<br />

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