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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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3. Herkunft des verwendeten Textausschnitts<br />

Im Ethnologisch-Psychologischen Zentrum (EPZ) Zürich fanden bis zum Ende<br />

des Jahres 2006 MigrantInnen in schweren psychosozialen Krisen stationäre Betreuung.<br />

Die Konzeption des Zentrums ermöglichte es den Verantwortlichen elf<br />

Jahre lang durch eine ganztägige Anwesenheit, am Alltag und der Lebenswelt der<br />

BewohnerInnen teilzunehmen und »niederschwellige« Angebote zu machen.<br />

Anknüpfend an die ethnologische <strong>Methode</strong> der »teilnehmenden Beobachtung«<br />

(Malinowski), <strong>mit</strong> der im natürlichen Feld Beobachtungen der soziodynamischen<br />

Beziehungsprozesse vorgenommen werden können, beschreiben die MitarbeiterInnen<br />

des EPZ ihre Arbeit auch als »an-teilnehmende« (Ackermann et al<br />

2003:20) Beobachtung. Gleichsam wurden Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene<br />

in den Beziehungen zwischen KlientInnen und HelferInnen fokussiert<br />

und reflektiert.<br />

Im Rahmen meiner Dissertationsforschung untersuche ich unter anderem die<br />

Wirkung des hier skizzierten Ansatzes auf die KlientInnen. Diesen Interviewgesprächen<br />

liegt ein offener Gesprächsleitfaden zu Grunde, der mehr Erzählimpulse<br />

als konkret abrufbare Wissensfragen bereithält. Inhaltlich beziehen sich diese Impulse<br />

auf die Episode der erfahrenen Betreuung im Ethnologisch Psychologischen<br />

Zentrums Zürich (im Folgenden EPZ); generell werden aber selbst gewählte Themen<br />

aufgenommen und integriert, um den subjektiv-narrativen Bezügen genügend<br />

Raum zu lassen.<br />

Das Ziel ist die Erforschung des subjektiven Erlebens bzw. der subjektiven<br />

Sicht der ehemaligen BewohnerInnen auf ihren Aufenthalt und ihre Betreuung.<br />

Hierbei geht es mir nicht um ein katamnestisches Verfahren, also um die Skizzierung<br />

und Bewertung des jeweiligen Krankheits- und Gesundungsprozesses, wie<br />

sie ein psychologischer Blickwinkel nahe legen würde. In diesen Gesprächen soll<br />

es darum gehen, sich psychosozialen Themen der Alltagswelt zu öffnen, die Erfahrungen<br />

der KlientInnen kennen zu lernen und da<strong>mit</strong> die Bedeutung der erfahrenen<br />

ethnopsychoanalytisch orientierten Betreuung zu erfassen. Einen besonderen<br />

Punkt stellen dabei die Bewältigungsstrategien von migratorischen und aktuellen<br />

biographischen Übergängen bzw. Krisen dar. Durch die Entlassung der KlientInnen<br />

aus der Betreuung stehen diese vor einem neuen Übergang, der von den<br />

Asylsuchenden bewältigt werden muss, aber vielleicht auch genutzt werden kann,<br />

um eigene Kräfte zu mobilisieren. Mich interessiert, wie diese, in ihrer Qualität<br />

sehr unterschiedlichen und immer wieder neu entstanden Übergänge (einmal der<br />

betreute Übergang im EPZ und andererseits der Übergang aus dem EPZ in eine<br />

jeweils andere und neue Lebenssituation) erlebt wurden und wie sie in den Erzählungen<br />

der KlientInnen repräsentiert werden, um Einblicke in die individuelle<br />

Krisenbewältigung zu bekommen.<br />

Das Zulassen unterschiedlicher Themenfelder (Betreuungsalltag, asylpolitische<br />

Probleme, Erlebnisse aus der Vergangenheit, gesundheitliche und bezie-<br />

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