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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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tative Forschung. Die Übertragbarkeit der kriterienbezogenen Validität, gekennzeichnet<br />

durch Korrelationen <strong>mit</strong> einem Außenkriterium, ist auf qualitative Untersuchungen<br />

beschränkt, die zu quantifizierbaren Ergebnissen führen. Die Anwendung<br />

der Prognosevalidität ist insofern problematisch, da die Untersuchungen im<br />

Alltag bzw. alltagsnah stattfinden und diese Situationen sehr komplex sind. Dennoch<br />

sind auch prognostische Validierungsformen in der qualitativen Forschung<br />

denkbar, so gibt es Forderungen im Rahmen der Grounded Theory (Strauss 1991),<br />

der Subjektiven Theorien (Groeben/Wahl/Schlee/Scheele 1988), aber auch der<br />

Aktionsforschung (Lewin 1953). Bei der inhaltlichen Validierung liegen Gefahren<br />

in Übergeneralisierungen, dennoch kann auch in der qualitativen Forschung das<br />

Wissen von ExpertInnen, Kundigen etc. zur Abschätzung darüber, welcher Untersuchungsgegenstand<br />

erfasst wird, herangezogen werden. Eine direkte Übertragung<br />

der Konstruktvalidität scheitert an einer meist fehlenden Quantifizierung der<br />

Ergebnisse qualitativer Forschung, die eine Grundlage für Korrelationsberechnungen<br />

und Faktoranalysen wären. Jedoch wurde der daraus entwickelte Ansatz<br />

der Multitrait-Multimethod-<strong>Methode</strong> <strong>mit</strong> dem Konzept der Triangulation (Denzin<br />

1989) aufgegriffen und für die qualitative Forschung adaptiert.<br />

In der Diskussion von Bewertungskriterien außerhalb der qualitativen Sozialforschung<br />

wurde deutlich, dass diese in ihren Ideen z. T. <strong>mit</strong> dem spezifischen<br />

Verständnis qualitativer <strong>Methode</strong>n und Methodologie und diesem zugrunde liegenden<br />

konstruktivistischen Positionen korrespondieren, aber in ihrer konkreten<br />

Gestalt dem qualitativen Forschungsprozess so nicht gerecht werden. In der Konsequenz<br />

dieser Auseinandersetzung entwickelte sich eine dritte Position, die vorschlägt,<br />

für die qualitative Sozialforschung eigene Bewertungskriterien zu entwerfen,<br />

um die Güte qualitativer Forschung im wissenschaftlichen Diskurs trotz<br />

der Ablehnung von Kriterien außerhalb der qualitativen Forschung verteidigungsfähig<br />

zu machen (vgl. Reichertz 2000; Steinke 1999; Lamnek 1995; Flick 1995,<br />

1987, 2007 und Mayring 2002). Die ForscherInnen begründen die Notwendigkeit<br />

in der Begrenzung der Beliebigkeit wissenschaftlicher Forschung insbesondere<br />

<strong>mit</strong> pragmatischen Gründen, z. B. politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen,<br />

die bestimmte <strong>Methode</strong>n, Untersuchungsgegenstände, Fragestellungen<br />

nahe legen bzw. unterstützen (Reichertz 2000; Steinke 1999). Pragmatische<br />

Kriterien sind unter Bezug auf die konstruktivistischen Positionen die geeigneten<br />

Kriterien. Diese Kriterien sind keine universell gültigen Kriterien. Sie sind kon-<br />

10 Bei der kriterienbezogenen Validität, welche historisch und praktisch gesehen der bedeutsamste Aspekt der Validität<br />

ist, erfolgt ein Vergleich zwischen den Untersuchungsergebnissen und einem so genannten Außenkriterium,<br />

das unabhängig von der Untersuchung ist.<br />

11 Inhaltsvalidität (Face Validity, Augenscheinvalidität, logische Validität) ist gegeben, wenn der Inhalt der Testitems<br />

das zu messende Konstrukt in seinen wichtigsten Aspekten erschöpfend erfasst (Bortz & Döring 1995:<br />

185).<br />

12 Ein Test ist konstruktvalide, wenn aus dem zu messenden Zielkonstrukt Hypothesen ableitbar sind, die anhand<br />

der Testwerte bestätigt werden können (Bortz & Döring 1995: 186).<br />

13 Die Prognosevalidität, auch predictive validity oder Vorhersagevalidität, beinhaltet die Überprüfung zukünftigen<br />

Verhaltens oder zukünftiger Leitungen auf Basis der Testwerte bzw. der erzielten Forschungsergebnisse.<br />

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