Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
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dität auf die qualitative Forschung ein Anspruch auf Verallgemeinerbarkeit. Das<br />
Kriterium der Li<strong>mit</strong>ation liegt zwischen diesen beiden Ansprüchen. Soweit wie<br />
möglich sollten Verallgemeinerungen vorgenommen werden. Zentrale Vorrausetzung<br />
hierfür sind genaue Angaben zum Geltungsbereich. Dies erfordert die Beschreibung<br />
der Kontexte, um zu prüfen, auf welche weiteren Kontexte die spezifischen<br />
Untersuchungsergebnisse übertragbar sind. Der Schlüssel zur Sicherung<br />
liegt in der doppelten Bestimmung des Kriteriums Li<strong>mit</strong>ation, der Austestung der<br />
Grenzen der Gültigkeit der generierten Theorie und in den Möglichkeiten der Generalisierung<br />
(ebd.: 229 ff.). Im Endeffekt führen alle Wege zur Sicherung des<br />
Kriteriums der Li<strong>mit</strong>ation zur Verfeinerung des Forschungsgegenstands.<br />
Das sechste Kriterium Kohärenz bezieht sich auf die Validierung durch Falsifikation<br />
als Teilelement der qualitativen Forschung (z. B. Grounded Theory). Einige<br />
Voraussetzungen der Falsifikation sind jedoch in der qualitativen Forschung<br />
nicht gegeben: So liegen bei Beginn der Untersuchung keine falsifizierbaren Aussagen<br />
vor, weshalb die Kohärenz ein eigenständiges Kriterium ist. »Die Forderung<br />
nach Kohärenz ist ein wissenschaftliches Minimalkriterium, das auch unter<br />
konstruktivistischer Perspektive für die qualitative Forschung berechtigt ist.<br />
Kohärenz einer Theorie allein ist jedoch nicht ausreichend.« (ebd.: 239). Zur Forderung<br />
nach der Konsistenz einer Theorie muss sich in der qualitativen Forschung<br />
die Forderung nach dem pragmatischen Wert, d. h. die Begrenzung der Beliebigkeit<br />
kohärenter Aussagen (Praxisbezug), gesellen. Die generierten Theorien<br />
müssen auf ihre Kohärenz hin befragt werden, was bedeutet, danach zu fragen, ob<br />
Widersprüche in den Daten und Interpretationen bearbeitet wurden. Voraussetzung<br />
ist jedoch eine scientific community, die das Aufgreifen von Grenzen der<br />
Kohärenz als (Teil-)Ergebnisse akzeptiert (ebd.: 241).<br />
Das siebte Kriterium Relevanz entsteht in der Ableitung aus der Dimension der<br />
Validierung der Ergebnisse bzw. der Beziehung zwischen generierter Theorie und<br />
Praxis. Gründe für die pragmatische Relevanz liegen erstens im pragmatischen<br />
Kriterium der Viabilität des Konstruktivismus zur Bewertung von Konstruktionen,<br />
die sozial hergestellt und interaktiv bestätigt werden. Ein zweiter Grund ist<br />
darin zu suchen, dass der Pragmatismus ein Lösungsangebot für das schwache Induktionsproblem<br />
16 darstellt. Drittens sind <strong>mit</strong> der Forderung nach Konsistenz<br />
(Kohärenz) pragmatische Anforderungen an eine Theorie verbunden. Um Vorschläge<br />
zur Sicherung der Relevanz zu begründen, muss das Verhältnis von Theorie<br />
und Praxis bestimmt werden, welches nach dem zugrunde liegenden Forschungsansatz<br />
unterschieden werden muss. Wege zur Sicherung und Prüfung des<br />
Kriteriums Relevanz sind vor allem dann wichtig, wenn keine un<strong>mit</strong>telbare Verwertbarkeit<br />
von wissenschaftlichen Theorien vorliegt bzw. alltagsnahe For-<br />
16 Das so genannte schwache Induktionsproblem betrifft die Frage, ob es möglich und vernünftig ist, aufgrund vergangener<br />
Beobachtungen Aussagen zu treffen, auch wenn wir uns der Wahrheit dieser Aussagen nicht gewiss<br />
sein können, woraus sich die Frage und Suche nach einer reproduzierbaren Logik, d. h. nach der Regelgeleitetheit<br />
und rationalen Begründungen von Induktionen (und Abduktionen) ableitet.<br />
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