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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Einleitung<br />

Mit der Kritischen Diskursanalyse, der Kritischen Psychologie und der Kritischen<br />

Theorie gibt es Wissenschaftskonzeptionen, die sich in ihrer Grundanlage als explizit<br />

gesellschaftskritisch begreifen. Gerade die beiden erstgenannten sind im engeren<br />

Sinne <strong>Methode</strong>nprogramme, die das kritische Selbstverständnis einlösen<br />

sollen. Diesen Anspruch nahm der HerausgeberInnenkreis zum Anlass, in einem<br />

Sammelband das Verhältnis von (sozialwissenschaftlichen) <strong>Methode</strong>n und Gesellschaftskritik<br />

zu beleuchten. Viele Fragen stellten sich, zu deren Beantwortung der<br />

vorliegende Band einen ersten Schritt gehen möchte. Welche <strong>Methode</strong>n erheben<br />

explizit den Anspruch kritisch zu sein und worin begründet sich dieser? Gibt es<br />

<strong>Methode</strong>n, die, auch ohne diesen Anspruch zu erheben, über ein besonderes kritisches<br />

Potenzial verfügen? Welche <strong>Kritik</strong>begriffe liegen diesen zugrunde? Von<br />

welchem Standpunkt kritisiert die <strong>Kritik</strong>erIn?<br />

Kritische Forschung unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht (trotz ihrer großen<br />

internen Heterogenität) von der »unkritischen« Normalwissenschaft. Sie bezieht<br />

in ihre methodologischen Überlegungen bspw. andere Gütekriterien ein als die<br />

rein dem Wissenschaftssystem immanenten, weil sie sich auch für die Folgen ihres<br />

Tuns und den Nutzen der Forschung für die »Beforschten« interessiert – so beginnt<br />

kritisches Forschen schon bei der Wahl des Gegenstands. Kritische <strong>Methode</strong>n<br />

setzen oft höhere Maßstäbe in puncto Forschungsethik, wie beispielsweise im<br />

Bereich Datenschutz. Vor allem aber vertreten kritische Forschungsprogramme<br />

den Anspruch, <strong>mit</strong> ihren methodischen Instrumentarien erkenntnistheoretische<br />

Positionen der traditionellen Wissenschaften zu hinterfragen, deren Einschränkungen<br />

zu erkennen und ihre Grenzen zu überwinden. Bei aller Gegensätzlichkeit<br />

ist es doch einigendes Merkmal aller Methodiken, die sich epistemologisch auf einem<br />

Kontinuum zwischen einer marxistisch-materialistischen Dialektik und dem<br />

poststrukturalistischen Konstruktivismus abbilden lassen, <strong>mit</strong> ihren Mitteln zu<br />

zeigen, dass nicht alles so ist, wie es scheint und dass nicht alles so sein muss, wie<br />

es ist. Kritische Wissenschaft will Macht und Herrschaft, Gewalt und Unterdrückung,<br />

Unfreiheit und Ausschließung aufdecken und bietet dafür ihre eigenen<br />

<strong>Methode</strong>n an.<br />

Im Rahmen der Tagungen des Arbeitskreises »Qualitative <strong>Methode</strong>n« in der<br />

<strong>Rosa</strong>-<strong>Luxemburg</strong>-<strong>Stiftung</strong> setzen sich die AutorInnen <strong>mit</strong> diesem weiten und heterogenen<br />

Feld von Fragen und Problemen auseinander. Es erstreckt sich von<br />

Überlegungen zur Qualitätssicherung kritischen Forschens über fachspezifische<br />

<strong>Methode</strong>n- und Wissenschaftskritiken bis zu erkenntnistheoretischen Fragen.<br />

Großen Raum nehmen dabei empirisch orientierte, anwendungsbezogene Arbeiten<br />

ein, die einzelne Aspekte der <strong>Methode</strong>nreflexion kritischen Forschens im Prozess<br />

beleuchten und so<strong>mit</strong> Einblick in die Praxis gewähren. Diesem Ziel dienen<br />

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