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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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kommen und unten wäre es klein gewesen, aber Sie wären alleine?<br />

Frau S: Ja. Ja.<br />

Herr S: Oben ist auch kleine …<br />

Frau S (unterbricht): Nach ein, zwei Wochen, ich kommen unten.<br />

I: Dann sind Sie nach unten gezogen?<br />

Frau S: Ja! Ich kommen unten, ich denken, ich nicht will andere Junge kommt<br />

bei uns zusammen in meine Wohnung. Verstehen?<br />

I: Ja, das wollten Sie nicht …<br />

Frau S: Nein, ich nicht gehen so, vielleicht ist meine Kinder gehen Dusche und<br />

andere Leute auch gehen Dusche, das ist auch schwierig, verstehen Sie? Nur ein<br />

Toilet, nur eine Dusche, verstehen Sie?<br />

I: Ja … ja.<br />

Frau S: Und nicht andere Leute und meine Familie… vielleicht das arabisch,<br />

vielleicht türkisch, vielleicht kurdisch, ich weiß nicht, was Leute kommen zusammen<br />

bei mir. Ich bin nicht alleine! Ich bin 3 Kinder!<br />

I: Ja.<br />

Frau S: Das ist Probleme, ich denken, ich fragen meine Mann, ich weiß, ist klein,<br />

aber unten, dass ist besser, bisschen klein aber alleine. Nachher ich kommen unten.<br />

[…]<br />

4.4. Assoziationen im Gruppengespräch 2<br />

Ein Teilnehmer deutet an, dass Herr Seyan auch hier eine untergeordnete Rolle<br />

einzunehmen scheint; er zitiert einige Textpassagen: »Herr Ammadeh sagt: Gehen?<br />

Gehen – Muss gehen!« und »Mich nicht fragen, sagen: Muss gehen! Ich Ammadeh<br />

fragen: Muss? Ich bin krank! Nachher ich, meine Nerv… ich bin nervös,<br />

meine Kopf ist Schwinden, nachher ich eine Tage, ich fallen, ich nicht sprechen,<br />

nicht verstanden, ich irgendwo.« Die Art und Weise, wie er beschreibt, dass er<br />

nicht gefragt worden sei, dass Herr Ammadeh einfach bestimmt, was zu tun ist,<br />

genauso wie die Schilderung seiner Reaktion auf die Umzugsanweisung (Schwindel,<br />

Ohnmacht, Sprachlosigkeit) verdeutlichen, dass er sich selber in einer passiven<br />

Rolle sieht, sagt der Teilnehmer. Diese Ausführungen bringen ein anderes<br />

Gruppen<strong>mit</strong>glied zu einer weiteren Stelle im Text. Er meint, dass Herr Seyan den<br />

asylpolitischen Bedingungen, unter denen er leben muss, nicht <strong>mit</strong> Wut, sondern<br />

<strong>mit</strong> offener Gleichgültigkeit begegnet, und liest vor: »Geben wenig Geld, ich nicht<br />

machen. Ich sagen, habe drei Kinder, meine Bewilligung B nicht kommen, F<br />

kommen … alles bei mir egal.« Eine andere Teilnehmerin empfindet das Zitat in<br />

ähnlicher Weise und fügt hinzu: »Er scheint in seinem Krankheitszustand zu verharren!«<br />

Diese These wird ergänzt, indem jemand äußert, dass die psychischen<br />

Probleme von Herrn Seyan einen aktiven Widerstand gegen die Ungerechtigkeiten<br />

verhindern und er sich eventuell auch aus diesem Grund nicht dagegen wehrt.<br />

»Im Gegensatz dazu präsentiert sich Frau Seyan selbst als die kompetente, orga-<br />

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