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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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textuell eingebunden und nicht unabhängig von den konstituierenden Momenten<br />

(scientific community, weiteres politisches, ökonomisches und soziales Umfeld,<br />

Forschungsziele, Forschungspraktiken, Gegebenheiten wie Forschungsinstrumente,<br />

<strong>Methode</strong>n, Fragestellungen etc.).<br />

Um spezielle Kriterien für die qualitative Forschung zu entwickeln, mussten<br />

sich die ForscherInnen einigen prinzipiellen Fragen stellen, die im Folgenden umrissen<br />

werden sollen.<br />

Unter der Überlegung, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht nur rationalen<br />

Regeln und Praktiken folgt, ist der rationalen Überprüfbarkeit des Entstehungsprozesses<br />

von Theorien Grenzen gesetzt (nicht von Theorieüberprüfungen). Daraus<br />

folgt für die Bewertung qualitativer Forschung, dass der Rechtfertigungszusammenhang<br />

nicht losgelöst vom Entstehungszusammenhang gesehen werden<br />

kann. Der gesamte Prozess der Forschung muss evaluiert werden. Prozessevaluation<br />

zieht notwendig die Dokumentation rationaler, aber auch sozialer Aspekte<br />

des Forschungsprozesses nach sich.<br />

Die induktivistische Orientierung der qualitativen Forschung bringt Probleme<br />

für die Erarbeitung von Kriterien <strong>mit</strong> sich. Zum einem wird der Geltungsbereich<br />

der Voraussetzungen überschritten (starkes Induktionsproblem); zum anderen<br />

fehlt die »zwingende Beweiskraft logischer Deduktion« (Rescher 1987: 23). Aber<br />

das verantwortungsvolle Schätzen (nicht irgendeine Schätzung) sollte durchdacht<br />

und vertretbar sein. Die Induktion ermöglicht zwar keinen gehaltserweiternden<br />

zwingenden Schluss, aber eine optimale, ›lebensfähige‹ Schätzung, die auf rationalen<br />

Gründen beruht. Deshalb sollte die qualitative Forschung möglichst gut methodisch<br />

reflektiert durchgeführt, methodische Entscheidungen und Prozeduren<br />

expliziert und auch die Subjektivität der Untersuchungsperson integriert werden.<br />

Inzwischen liegen verschiedene Konzepte für spezielle Bewertungskriterien<br />

qualitativer Forschung vor, die sich jedoch in der Tiefe der Ausführung beträchtlich<br />

unterscheiden (z. B. Steinke 1999 und Mayring 2002).<br />

3. Zwei Konzepte für spezielle Gütekriterien für die qualitative Forschung<br />

Im folgenden Kapitel werden die beiden bekanntesten Konzepte für spezielle<br />

Gütekriterien für die qualitative Forschung umrissen. Zunächst wird das Konzept<br />

von Mayring (1987, 2002) vorgestellt, in welchem sechs übergreifende Gütekriterien<br />

eingeführt werden. Anschließend wird das z. Z. umfassendste Konzept spezieller<br />

Gütekriterien von Steinke (1999) skizziert. Sie entwirft sieben Gütekriterien,<br />

die die Vorschläge von Mayring (1987) aufnehmen und erweitern und um<br />

Wege zu ihrer Sicherung ergänzen.<br />

Beiden AutorInnen erscheint es als sinnvoll, »einen Pool von Kriterien zu entwickeln,<br />

an dem sich nach Prüfung der Angemessenheit für die jeweilige Studie<br />

und ihr Vorgehen (<strong>Methode</strong>n) der Forscher die Durchführung, Bewertung und Le-<br />

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