09.11.2012 Aufrufe

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ulrike Freikamp<br />

Bewertungskriterien für eine qualitative und<br />

kritisch-emanzipatorische Sozialforschung<br />

Die Frage nach Bewertungskriterien für die qualitative und kritisch-emanzipatorische<br />

Sozialforschung lässt sich nicht ohne weiteres beantworten. Sie ist eng verbunden<br />

<strong>mit</strong> den Grundlagen einer qualitativen Methodologie und den sich daraus<br />

ableitenden verschiedenen Sichtweisen auf die Gültigkeit qualitativer Forschung<br />

und ihre Konsequenzen für Bewertungskriterien.<br />

Unter der Prämisse der Ergiebigkeit von Bewertungskriterien im Diskurs qualitativer<br />

Forschung werden solche herausgearbeitet, die die besondere Perspektive<br />

der kritischen emanzipatorischen Sozialforschung und ihre Aneignung prüfen und<br />

unterstützen.<br />

1. Qualitative Methodologie und kritische emanzipatorische Sicht<br />

Grundlage einer Diskussion über Bewertungskriterien für die qualitative Forschung<br />

und im Besonderen für die kritisch-emanzipatorische und qualitative Forschung<br />

ist das spezifische Verständnis qualitativer <strong>Methode</strong>n und Methodologie<br />

und der qualitativen Forschung zugrunde liegender konstruktivistischer Positionen<br />

(Steinke 1999; Flick 2007; Lamnek 1995; Mayring 2002).<br />

Die qualitative Methodologie entstand aus der zentralen epistemologischen Annahme<br />

des Konstruktivismus. Allen unterschiedlichen Positionen innerhalb des<br />

Konstruktivismus (Steinke 1999) ist gemein, dass Wahrnehmung, Erkenntnis und<br />

Wissen konstruiert sind. Diese Grundaussage basiert erstens auf der Annahme,<br />

dass die Welt unserer menschlichen Erfahrung durch Kategorien und Konzepte<br />

strukturiert wird. Zweitens liegt dem die Idee zugrunde, dass die Welt durch<br />

menschliche Aktivität geschaffen (konstruiert) wird. Daraus folgt für die Forschung,<br />

dass es aus konstruktivistischer Perspektive keine Trennung von Subjekt<br />

und Objekt der Erkenntnis, von ForscherIn und Untersuchungsgegenstand gibt.<br />

Die Frage, die sich für die konstruktivistische Sozialforschung aus diesen Annahmen<br />

stellt, lautet: Wenn Erkenntnis und Theorien konstruiert sind, was können<br />

die ForscherInnen von Realität erfahren oder wissen? Dann ist Wissen kein Abbild,<br />

sondern »ein Schlüssel, der uns mögliche Wege erschließt« (Glasersfeld<br />

1985: 17). Die Konstruktionsleistung von Theorien und Erkenntnissen wird da<strong>mit</strong><br />

an ihrer Brauchbarkeit und Nützlichkeit gemessen. Der Wahrheitsanspruch ist ein<br />

pragmatischer.<br />

215

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!