09.11.2012 Aufrufe

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eine vom umgebenden Boden abweichende Magnetik bzw. elektrischen Widerstand<br />

besitzen, dann zeichnen sie sich als helle ›Flecken‹ oder ›Linien‹ auf der<br />

dunkleren Umgebung ab. Wenn diese Strukturen als Befunde interpretiert werden<br />

können, dann ist eine Ausgrabung der Gesamtfläche nicht mehr notwendig. Bei<br />

guten Bedingungen kann ein menschlicher Bodeneingriff also ohne Zerstörung<br />

des Befundes erkannt werden. Aber es ist nicht immer einfach, die Strukturen auf<br />

den Plänen zu interpretieren. Denn nicht nur menschlich verursachte, sondern<br />

auch ›natürlich‹ – d. h. ohne menschliche Einwirkung – entstandene Bodenveränderungen<br />

können eine Veränderung der Magnetik bewirken und werden dann<br />

ebenfalls bei dieser Darstellungsmethode abgebildet. Nicht immer kann klar<br />

erkannt werden, ob es sich bei erkennbaren Strukturen um natürlich oder anthropogen<br />

hergestellte Befunde handelt. Der kurze Erfahrungszeitraum <strong>mit</strong> der <strong>Methode</strong><br />

hat zur Folge, dass die Interpretation der Flecken als Gruben, Mauern oder<br />

Pfosten oft nicht eindeutig ausfällt. Die <strong>Methode</strong> muss deshalb noch durch Grabungen<br />

›geeicht‹ werden, um das Erscheinungsbild der Befunde in der geomagnetischen<br />

›Übersetzung‹ zu erkennen. Sie hängt so<strong>mit</strong> davon ab, wie viel über die<br />

regionalen Magnetikverhältnisse bekannt ist. Der Erkenntnisgewinn entsteht also<br />

erst im Zusammenspiel der Geräte und der Erfahrungen der Akteure. Beispielsweise<br />

ist bei einer von mir beobachteten Ausgrabung einer bronzezeitlichen Stadt<br />

aus Lehmziegelmauern erst durch die Durchführung einer geomagnetischen Prospektion<br />

der Stadtgrundriss sichtbar geworden, was durch Grabungen alleine<br />

nicht möglich gewesen wäre. Der geomagnetische Plan wurde als Entscheidungsgrundlage<br />

für die weitere Planung der Grabung genutzt, indem nun gezielt an jenen<br />

Stellen gegraben wurde, an denen die Geomagnetik größere Gebäudekomplexe<br />

vermuten ließen, indem bestimmte Strukturen als Mauern übersetzt wurden.<br />

Aber beim Graben stellte sich heraus, dass sich nicht immer große Gebäude darunter<br />

fanden.<br />

Das Beispiel der geomagnetischen Prospektion zeigt zum einen die übersetzende<br />

Wirkung der <strong>Methode</strong> und der Instrumente; zum anderen wird deren Eingriff<br />

in die Wissensproduktion deutlich. <strong>Methode</strong> und Instrumente entscheiden<br />

unter anderem darüber, wo in welchem Umfang gegraben wird oder welche Informationen<br />

sichtbar werden. Die <strong>Methode</strong>n strukturieren und formatieren die Informationen<br />

und Ergebnisse, werden durch diese aber ebenfalls geformt. Mit der<br />

neuen Form der Visualisierung können auch andere Wissensformen über den Befund<br />

hergestellt werden und neue Fragestellungen werden möglich.<br />

3. Netzwerke<br />

Zur Beschreibung der Beziehung zwischen den verschiedenen Aktanten ist ein<br />

Konzept nötig, das die Interaktion zwischen diesen adäquat abbildet. In Anlehnung<br />

an Latour und Callon verwende ich den Begriff des »Aktant-Netzwerks« 11 .<br />

278

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!