Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
sen vorgibt (Bortz & Döring 1995). Die Bedeutungen von Validität reichen dabei<br />
von der Validität eines Untersuchungsergebnisses als vermutlich wahre Aussage (interne<br />
und externe Validität bei induktivistischer Methodologie), über Validität als<br />
prognostische Brauchbarkeit eines Instruments (z. B. Test oder Fragebogen deduktivistischer<br />
Methodologie), bis zur Vorhersage künftigen Verhaltens. Grenzen der<br />
Übertragbarkeit aller Validitätsformen der induktiven und deduktiven Methodologie<br />
resultieren aus dem in diesen Formen enthaltenden Ideal der Kontrolle. Die Variation<br />
isolierter Phänomene bzw. Bedingungen widerspricht den Prinzipien der Offenheit,<br />
der Gegenstandsentfaltung, Alltagsorientierung und Kontextualität qualitativer<br />
Forschung. Aber bestimmte Teilaspekte der jeweiligen Validitätsarten sind auf die<br />
qualitative Forschung übertragbar. Probleme bei der Übertragbarkeit der internen 4<br />
und externen 5 Validität bei induktivistischer Methodologie resultieren zum einen<br />
aus der Annahme kausaler Beziehungen zwischen den Phänomenen, die die Annahmen<br />
qualitativer Forschung überschreiten, und zum anderen daraus, dass isolierte<br />
Variablen zur Vorrausetzung gemacht werden, die Untersuchungen in experimentellen<br />
bzw. Laborsituationen nahe legen. Optionen der Übertragbarkeit ergeben sich<br />
aus der zugrunde gelegten Unterschiedsmethode des klassischen Induktivismus, die<br />
auf dem gleichen Prinzip wie die interne Validität basiert. Diese Vorgehensweise ist<br />
auch in der qualitativen Forschung realisierbar, z. B. durch die Auswahl, Analyse<br />
und Variation von Fällen, die sich in einem bestimmten Aspekt unterscheiden. Da<strong>mit</strong><br />
wird das Konzept der eindeutigen Interpretierbarkeit der Ergebnisse auch in der<br />
qualitativen Forschung aufrechterhalten. Die Idee des theoretischen Sampling 6<br />
(Strauss 1991) wie auch Aspekte der Triangulation in der qualitativen Forschung 7<br />
weisen Parallelen zum Modell der externen Validität auf.<br />
Überlegungen über Methodologien und Validierungs- bzw. Überprüfungsformen,<br />
die nicht auf dem Induktivismus, sondern auf dem Deduktivismus beruhen,<br />
lehnen sich zumeist an den Falsifikationsansatz des Kritischen Rationalismus 8<br />
4 Mit der internen Validität wird die Gültigkeit von Untersuchungsvariablen innerhalb einer Untersuchungssituation<br />
erfasst. Eine Untersuchung wird dann als intern valide bezeichnet, wenn die Veränderung der abhängigen<br />
Variable eindeutig und ausschließlich auf die a priori gesetzten Differenzen in den Untersuchungsbedingungen<br />
zurückführbar sind.<br />
5 Die externe Validität trifft Aussagen über die Verallgemeinerbarkeit von Untersuchungsergebnissen. »Externe<br />
Validität liegt dann vor, wenn die Ergebnisse einer Untersuchung nicht nur unter den spezifischen Umständen<br />
gültig sind, unter denen sie durchgeführt werden, sondern generalisierbar sind.« (Gadenne 1976: 9) So<strong>mit</strong> werden<br />
also Aussagen darüber gemacht, für welche Populationen die Untersuchungsergebnisse gültig bzw. repräsentativ<br />
sind.<br />
6 Beim theoretischen Sampling wird im Forschungsprozess fortlaufend entschieden, welche Personen, Situationen,<br />
Fälle etc. nach dem Prinzip der maximalen und minimalen Kontrastierung zu untersuchen sind. Im Unterschied<br />
zum Modell der externen Validität werden Personen und Fälle theoretisch geleitet variiert und nicht per Zufallsauswahl.<br />
7 Denzin (1989) liefert die umfassendste Definition von Triangulation. Er kennzeichnet sie als die Kombination<br />
von Methodologien beim Studium desselben Phänomens. Cambell und Fiske (1959) propagieren unter methodisch-technischen<br />
Aspekten die Idee der multiplen Operationalisierung, also Validierung der Ergebnisse durch<br />
Ausschluss von Messartefakten.<br />
8 Im Unterschied zum Induktivismus, wo aus Beobachtungsdaten allgemeine Aussagen abgleitet (und überprüft)<br />
werden, startet das deduktive Vorgehen nach Popper (1994) <strong>mit</strong> einer bereits vorliegenden Aussage bzw. Theorie.<br />
219