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Kritik mit Methode? - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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3. Die Archäologie des Wissens: Zur Entfaltung eines diskursanalytischen<br />

Forschungsprogramms<br />

Die Archäologie des Wissens (Foucault 1997) ist kein <strong>Methode</strong>nbuch im eigentlichen<br />

Sinn. Foucault überdenkt die Forschungswege seiner vorhergegangenen<br />

Studien und zukünftige Möglichkeiten werden ersonnen. Die möglichen Perspektiven<br />

auf den Forschungsgegenstand »Diskurs« werden überprüft. Die zentrale<br />

Aufgabe dieser Selbstreflexion der <strong>Methode</strong> ist es, die Analyseebene des Diskurses<br />

abzugrenzen.<br />

In einem ersten Schritt werde ich die Methodologie und die diskurstheoretischen<br />

Elemente der Archäologie des Wissens diskutieren und dann zweitens auf die Forschungspraxis<br />

im engeren Sinn eingehen. Der erste Punkt wird in mehreren Teilschritten<br />

erarbeitet: 1.1. Zuerst wird Foucaults <strong>Kritik</strong> bestehender Forschungsprogramme<br />

dargestellt. Hieraus ergibt sich die Frage nach der Möglichkeit eines<br />

anderen Wirklichkeitszugangs und Rekonstruktionsrahmens. Im Abschnitt 1.2.<br />

wird aufgezeigt, dass die Rekonstruktion eines Diskurses immer auch ein konstruktiver<br />

Akt ist. Dies hat Konsequenzen für die Bedeutung der diskurstheoretischen<br />

Voraussetzungen der Diskursforschung. Unter den Punkten 1.3. und 1.4.<br />

werden die theoretischen Konzepte der »Regelmäßigkeit« und der »Aussage« diskutiert.<br />

Dabei wird gezeigt, wie die Strukturiertheit von diskursiven Formationen<br />

gedacht werden kann. In Schritt 1.5. muss dann die Beziehung von diskursiver<br />

Wirklichkeitsebene zur (umfassenderen) sozialen Realität bestimmt werden.<br />

Schließlich werden unter Punkt 2 Schritte der methodischen Praxis benannt.<br />

(1.1) Die archäologische Haltung und Analyseebene wird in kritischer Abgrenzung<br />

von anderen Forschungstraditionen, deren Interpretationsrahmen und Gegenstandskonstruktionen<br />

entfaltet. Vorgegebene Deutungsrahmen, wie der Satz,<br />

der Text, der Autor, das Autorenwerk, die Idee, die Wissenschaft oder die Ideologie,<br />

werden zurückgewiesen, um gegenüber den zu analysierenden Dokumenten<br />

eine methodische Distanz zu ermöglichen. Auch zeitliche Modelle, wie das der<br />

Epoche und anderer Kontinuitätslinien, werden dekonstruiert, um die Frage nach<br />

historischer Diskontinuität stellen zu können. Die poststrukturalistische Perspektive<br />

geht nicht davon aus, dass es keine Strukturen gäbe. Sie eröffnet vielmehr<br />

durch das Aufbrechen kultureller Gewissheiten (Fortschritt, Entelechie, Teleologie),<br />

durch die Gegenüberstellung von Kontinuität und Bruch im Diachronen, von<br />

Homogenität und Heterogenität im Synchronen einen unbestimmten ZeitRaum.<br />

Dessen Struktur wird offen gelassen und zum Gegenstand der empirischen Forschung.<br />

Da<strong>mit</strong> wird die Einheit der Geschichte zerbrochen. Geschichte und Gesellschaft<br />

wird folglich als Totalität nicht mehr rekonstruierbar. So werden neue<br />

Fragen aufgeworfen: Welche Begriffe ermöglichen »das Denken der Diskontinuität«?<br />

Wie können zeiträumliche Einheiten bestimmt werden? Was ist die, der<br />

Fragestellung angemessene, Ebene der Analyse und folglich der angemessene Interpretations-<br />

und Rekonstruktionsrahmen für die Analyse von Texten (vgl. Fou-<br />

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