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Elementare Zahlentheorie und Problemlösen (11'') - Mathematik und ...

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5.3 Binäre quadratische Formen <strong>und</strong> die Klassengruppe 161<br />

Faktorisierung mit Hilfe der Klassengruppe<br />

In den Abschnitten 329 bis 334 von [9] beschrieb Gauß zwei Methoden zur<br />

Faktorzerlegung von natürlichen Zahlen mit Hilfe quadratischer Reste.<br />

Auf fast einer ganzen Seite erörterte er zunächst die Bedeutung solcher<br />

Verfahren für die Faktorisierung von Zahlen mit “sieben <strong>und</strong> mehr” Ziffern.<br />

Der folgende Begriff, den Gauß im Zusammenhang mit binären quadratischen<br />

Formen eingeführt hat, bildet heute die Gr<strong>und</strong>lage eines der<br />

effizientesten Faktorisierungverfahren für Zahlen mit 60 <strong>und</strong> mehr Ziffern.<br />

Definition der ambigen Form<br />

Eine primitive, positiv-definite Form f heißt ambig, wenn f mit sich<br />

selbst componiert eine Form ergibt, die zu der Einheitsform äquivalent<br />

ist.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des Theorems über die Klassengruppe (Seite 159) ist eine<br />

primitive, positiv-definite Form (a, b, c) genau dann ambig, wenn (a, −b, c)<br />

eine zu (a, b, c) äquivalente Form darstellt. Ist (a, b, c) außerdem reduziert,<br />

so können nur die folgenden drei Fälle auftreten:<br />

i) Ist auch (a, −b, c) reduziert, so muss wegen des Satzes über eindeutige<br />

Repräsentanten (Seite 156) (a, −b, c) = (a, b, c) gelten. Daraus folgt b =<br />

0 <strong>und</strong> damit D = −4ac.<br />

ii), iii) Ist (a, −b, c) nicht reduziert, so folgt a = b oder a = c, weil andernfalls<br />

(a, −b, c) wegen −a < −b <strong>und</strong> a < c reduziert wäre.<br />

Auch hier ergibt sich für D jeweils eine Zerlegung D = b (b − 4c) beziehungsweise<br />

D = (b − 2a)(b + 2a). Entsprechende Produktdarstellungen gewinnen<br />

wir für die natürlichen Zahlen N : = −<br />

D mit α = mod (D, 4).<br />

4−3α<br />

Wegen α = mod (b, 2) können wir b ′ : =<br />

b<br />

2−α ∈ N 1 setzen <strong>und</strong> erhalten<br />

mit β : = 1 + α in den drei obigen Fällen N = ac, N = b ′ (2βc − b ′ )<br />

beziehungsweise N = (βa − b ′ )(βa + b ′ ).<br />

Diese Zerlegungen sind natürlich nur dann von Nutzen, wenn die entsprechende<br />

ambige Form von der Einheitsform verschieden ist. Die Voraussetzung<br />

der Existenz solcher Formen wird durch zwei weitere beeindruckende<br />

Ergebnisse aus [9] geklärt. Im Zusammenhang mit der Darstellbarkeit von<br />

Zahlen durch Formen führte Gauß den Begriff des Geschlechts von Formenklassen<br />

in einer Ordnung ein.<br />

Heute weiß man, dass diese “Geschlechter in einer Ordnung” diejenigen<br />

Äquivalenzklassen von Formen sind, die entstehen, wenn in der Definition<br />

von Seite 153 die Zahlen r, s, t, u rational sein dürfen (siehe [1]). Bei diesem<br />

Zugang spricht man von einem Geschlecht ohne den Zusatz “in einer<br />

Ordnung”. Verwenden wir diese Bezeichnungsweise, so zeigte Gauß, dass in<br />

allen Geschlechtern, die zu derselben Diskriminante D gehören, gleich viele

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