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Elementare Zahlentheorie und Problemlösen (11'') - Mathematik und ...

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162 Binäre quadratische Formen <strong>und</strong> die Klassengruppe 5.3<br />

Klassen liegen <strong>und</strong> dass es mindestens 2 Ω(−D)−2 Geschlechter gibt, wenn<br />

D gerade <strong>und</strong> Ω(−D) ≥ 2 ist. Bezeichnet h die Klassenzahl, nämlich die<br />

Anzahl der Klassen in der Klassengruppe zur Diskriminante D, so ist also<br />

h mindestens durch 2 Ω(−D)−2 teilbar.<br />

Wird für ungerades N ∈ N 3 als Umkehrung der obigen Abkürzung die<br />

{<br />

−N, wenn N ≡ 3 (mod 4) ist,<br />

Diskriminante D durch D : =<br />

definiert,<br />

−4N sonst,<br />

so ergeben die Resultate von Gauß zusammen mit späteren Verallgemeinerungen,<br />

dass 2 Ω(−D)−1 die Klassenzahl h teilt. Für zerlegbares N ist also<br />

h gerade.<br />

Wird die Verknüpfung in der Klassengruppe ohne ein Verknüpfungszeichen<br />

“multiplikativ” geschrieben, so gibt es aufgr<strong>und</strong> eines allgemeinen Satzes<br />

der Algebra wegen des Teilers 2 von h eine Klasse f, die von der neutralen<br />

Klasse e verschieden ist <strong>und</strong> für die f 2 = e gilt. Definitionsgemäß existiert<br />

dann in f eine ambige Form. Aufgr<strong>und</strong> des Theorems über die Klassengruppe<br />

(Seite 159) sind damit alle Formen von f ambig, sodass man<br />

von einer ambigen Klasse spricht.<br />

Solche ambigen Klassen können mit einer Standardmethode der Algebra<br />

bestimmt werden: Ist t : = ν 2 (h), q : = 2 −t h <strong>und</strong> f eine Formenklasse, für<br />

die g : = f q nicht die neutrale Klasse darstellt, so existiert ein m ∈ A t ,<br />

mit dem g 2m eine ambige Klasse ergibt. Hier lässt sich h zunächst mit<br />

Hilfe einer analytischen Formel, die wir im nächsten Abschnitt (Seite 180)<br />

angeben, in einem relativ kleinen Intervall einschließen <strong>und</strong> dann durch<br />

die Berechnung der als Teiler von h auftretenden “Ordnungen” einer Sequenz<br />

von Formenklassen f i exakt bestimmen, wobei die Ordnung von<br />

f i durch min {γ ∈ N 1 ; f γ i<br />

= e} analog zur Ordnung modulo m (Seite 120)<br />

definiert ist. Die obigen Formenklassen f werden durch zufällige Wahl der<br />

zugehörigen reduzierten Form unter sinnvollen Bedingungen gewonnen.<br />

Diese Idee <strong>und</strong> ihre Ausgestaltung als Algorithmus zur Berechnung von h<br />

<strong>und</strong> zur Faktorisierung großer ungerader Zahlen N stammt von D. Shanks<br />

(1969). Drei Jahre später hat Shanks ein weiteres effizientes Faktorisierungsverfahren<br />

veröffentlicht, das die Klassengruppe von positiven Diskriminanten<br />

verwendet. Etwa zehn Jahre danach wurde die erste Methode<br />

von Shanks durch zwei Gruppen von <strong>Mathematik</strong>ern unabhängig voneinander<br />

wesentlich verbessert. Typisch für alle “modernen” Primzahltests<br />

<strong>und</strong> Faktorisierungsalgorithmen ist die Verwendung einer Verallgemeinerungsstrategie,<br />

indem “höhere” mathematische Strukturen wie zum<br />

Beispiel Klassengruppen, “elliptische Kurven” <strong>und</strong> “Zahlkörper” benutzt<br />

werden. Ein Beispiel für die Letzeren gibt der nächste Abschnitt.

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