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Elementare Zahlentheorie und Problemlösen (11'') - Mathematik und ...

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2.4 Gaußsche Erk<strong>und</strong>ungsstrategie 31<br />

Im Hinblick auf unser anspruchsvolleres Ziel, Problemlösefähigkeiten zu entwickeln,<br />

soll in diesem Buch auf solche “Rechenaufgaben” verzichtet werden. Eine<br />

endgültige Unterscheidung von Aufgaben <strong>und</strong> Problemen ist aber auf diese Weise<br />

nicht möglich, weil unter anderem individuelle Vorkenntnisse eine Rolle beim<br />

<strong>Problemlösen</strong> spielen. Zum Beispiel stellt die Aufforderung, die Irrationalität der<br />

reellen Zahl s : = √ 2+ √ 3 zu beweisen, kein Problem dar, wenn der obige Beweis<br />

von Euklid für die Irrationalität von √ 2 (Seite 30) bekannt ist, weil es wegen<br />

s 2 − 5 = √ 6 genügt, mit derselben Methode zu zeigen, dass √ 6 irrational ist.<br />

Aufgaben werden gestellt, um bestimmte kurz vorher entwickelte Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> Methoden zu üben. Ein Problem enthält dagegen immer mindestens eine<br />

noch nicht bekannte oder nicht direkt sichtbare Komponente. Das Ziel des <strong>Problemlösen</strong>s<br />

ist meistens die Herstellung eines Zusammenhangs mit gesicherten<br />

Aussagen, die Angabe einer Lösungsmenge oder die Konstruktion eines Gegenbeispiels.<br />

Das Phänomen, dass gute mathematische Schulkenntnisse <strong>und</strong> eine Vorlesung<br />

beziehungsweise ein Lehrbuch der <strong>Zahlentheorie</strong> nicht ausreichen, um selbst relativ<br />

einfache zahlentheoretische Probleme zu lösen, kann verglichen werden mit<br />

der Situation eines Menschen, der reichlich Material - z. B. Holz - hat, dem aber<br />

Werkzeuge <strong>und</strong> Fähigkeiten fehlen, um daraus etwas zielgerichtet Gewünschtes<br />

herzustellen. Im zweiten Strang dieses Buches sollen deshalb Werkzeuge, Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Einstellungen zum <strong>Problemlösen</strong> in der <strong>Zahlentheorie</strong> entwickelt beziehungsweise<br />

aufgedeckt werden.<br />

Wir beginnen mit einem Beispiel, das eine geringfügige Abwandlung von Aufgabe<br />

1 der zweiten R<strong>und</strong>e 1970/71 des BWM ist.<br />

Problem 1<br />

Beweisen Sie, dass für alle a, b, c, d ∈ N 1 mit ad = bc die Zahl a 2 +b 2 +c 2 +d 2<br />

mehr als zwei Teiler hat.<br />

Es soll dazu dienen, die allgemeinste Vorgehensweise bewusst zu machen, die<br />

häufig anzuwenden ist, wenn sich zunächst keine Suchrichtung anbietet. Wir nennen<br />

dieses “Arbeitsprogramm” Gaußsche Erk<strong>und</strong>ungsstrategie, weil bekannt ist,<br />

dass Gauß einen großen Teil seiner neuen Ergebnisse in der <strong>Zahlentheorie</strong> durch

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