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148 KAPITEL 5. LASER FÜR DIE KERNENERGIE<br />
werden, diesen Zyklus einmal zu durchlaufen. Nur die ungeheure Anzahl gleichzeitig ablaufender<br />
Prozesse in einem Stern garantiert die kontinuierliche Energiefreisetzung. Mit den sehr<br />
viel geringeren Dichten und Volumina, die im Labor erreichbar sind, ist diese Art der Fusion<br />
nicht von praktikablem Nutzen.<br />
Im Zentrum des Interesses der Fusionsforschung stehen deshalb andere Prozesse:<br />
2 D + 2 D → 3 He + n + 3.25 MeV (5.1)<br />
→ 3 T + p + 4.04 MeV<br />
2 D + 3 T → 4 He + n + 17.58 MeV (5.2)<br />
Die freiwerdende Energie teilt sich im umgekehrten Verhältnis der Massen (Impulserhaltung)<br />
auf die beiden Produkte auf: Im Falle von Reaktion (5.2) ist dies also bei einer Gesamtenergie<br />
von 17.58 MeV: 4 He : 3.52 MeV, n : 14.07 MeV. Deuterium kann leicht in großen Mengen gewonnen<br />
werden: 0.015% des Wasserstoffs - z.B. in den Weltmeeren - liegt als D = 2 H vor und<br />
D-haltiges Wasser läßt sich durch Elektrolyse Reaktionen und fraktionierte Destillation gut<br />
aufkonzentrieren. Primordiales Tritium existiert aufgrund seiner geringen Halbwertszeit von<br />
T1 /2 = 12.3 a nicht. Es wird lediglich in geringen Mengen durch Höhenstrahlung (hochenergetische<br />
Protonen) erzeugt indem Stickstoff unter Freisetzung eines Neutrons in Sauerstoff<br />
umgewandelt wird und dieses Neutron mit einem weiteren Stickstoff-Atom reagiert:<br />
14 N (p, n) 14 O ,<br />
14 N (n, T) 12 C, (5.3)<br />
Auf 10 17 gewöhnliche H-Atome kommt nur ein T. Daher muß Tritium produziert werden<br />
( 6 Li (n, T) 4 He). Mit k ∼ 10 −20 − 10 −24 m 3 s −1 besitzt der D-T-Prozeß (5.2) eine um zwei<br />
Größenordnungen höhere Reaktionsrate als der D-D-Prozeß (5.1) (siehe Diskussion der Wirkungsquerschnitte)<br />
und repräsentiert zur Zeit den einzigen erfolgversprechenden Ansatz zur<br />
Fusion. Man muß daher in Kauf nehmen, den Brennstoff erst erbrüten zu müssen.<br />
Wir schätzen nun ab, welche Temperaturen nötig sind, um eine Kernfusion zu zünden: In<br />
einem einfachen Modell nehmen wir an, daß zwei Kerne nur dann fusionieren, wenn sie sich<br />
‘berühren’, ihr Abstand also der Summe ihrer Radien entspricht. Im Falle des Deuteriums<br />
entspricht dies ca 2-3 fm. Nähert man zwei geladene Kugeln aus dem Unendlichen einander<br />
an, so bedarf dies der Energie<br />
E(R) =<br />
1<br />
4πɛ0<br />
q 2<br />
R<br />
(5.4)<br />
R=3fm<br />
� 0.48 MeV . (5.5)<br />
Dies entspricht nach E = kBT einer mittleren Temperatur von T = 5.5 · 10 9 K.