43. Gartenbauwissenschaftliche Tagung - (DGG) und des
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Phytomedizin „Alternativen im Pflanzenschutz“<br />
„Amorphe silikathaltige Stäube, physikalisch wirkende Insektizide<br />
für den Gartenbau?<br />
Ch. Ulrichs <strong>und</strong> I. Mewis<br />
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Gartenbauwissenschaften,<br />
Fachgebiet Urbaner Gartenbau, Lentzeallee 55, 14129 Berlin<br />
christian.ulrichs@agrar.hu-berlin.de<br />
Der Einsatz von Diatomeenerden (DE) gegen Schadinsekten erfährt seit einigen Jahren eine<br />
Renaissance. Diverse modifizierte DE sowie andere amorphe silikathaltige Stäube werden in<br />
Australien, Europa sowie Amerika kommerziell vertrieben. Die insektizide Wirksamkeit beruht<br />
auf einer Beschädigung der vor einer Dehydration schützenden Wachsschicht der Insekten<br />
durch Absorption von Cuticulalipiden. Die sehr großen Oberflächen der Algen absorbieren<br />
Cuticulafette (Paraffine, Polyphenole, Ester u. a.) <strong>und</strong> so kommt es zu einer Verminderung<br />
aufgelagerter Wachse. Infolge der reduzierten <strong>und</strong> zum Teil fehlenden Wachs- bzw. Lipidschicht<br />
kommt es entsprechend den Fickschen Gesetzen zu einer erhöhten Diffusion <strong>des</strong><br />
Körperwassers entlang <strong>des</strong> Konzentrationsgradienten in die umgebende Luft. Die praktische<br />
Anwendung von DE im Pflanzenschutz wird folglich von den Umweltgegebenheiten begrenzt.<br />
In trockenen Regionen ist der Einsatz der getesteten DE gegen Schadinsekten Erfolg<br />
versprechend. Unter europäischen Bedingungen, bei relativ hohen Luftfeuchten, kommt es zu<br />
einem Sättigungseffekt der Stäube mit Wasser <strong>und</strong> infolge<strong>des</strong>sen ist die insektizide Wirkung<br />
stark herabgesetzt. Um den Einsatz von DE auch bei höheren Luftfeuchten zu ermöglichen,<br />
wird derzeit an der HU-Berlin im Fachgebiet Urbaner Gartenbau mit Diatomeen experimentiert,<br />
die künstlich hydrophobisiert wurden, die lipophilen Eigenschaften jedoch beibehalten.<br />
Gute Bekämpfungserfolge wurden bisher mit der Grünen Pfirsichblattlaus (Myzus persicae),<br />
der Weißen Fliege (Trialeuro<strong>des</strong> vaporariorum) <strong>und</strong> dem Meerrettichblattkäfer (Phaedon<br />
cochleariae) erzielt. Aufgr<strong>und</strong> der physikalischen Wirkungsweise lassen sich die Substanzen<br />
theoretisch jedoch gegen alle Schadinsekten einsetzen. Hierbei ist zu beachten, dass generell<br />
Schädlinge mit einem harten Exoskelett (z. B. Käfer) besser zu bekämpfen sind als solche mit<br />
einer weichen Cuticula (z. B. Schmetterlinge). Auch sind flugunfähige Tiere die so länger in<br />
Kontakt mit dem Material kommen empfindlicher als solche die wegfliegen können. Generell<br />
ist die Wirkung der Stäube bei hohen Temperaturen <strong>und</strong> möglichst geringer Luftfeuchte am<br />
besten.<br />
BHGL – <strong>Tagung</strong>sband 24/2006