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43. Gartenbauwissenschaftliche Tagung - (DGG) und des

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Phytomedizin „Kastanienminiermotte“<br />

Warum wird die Roßkastanienminiermotte Cameraria ohridella<br />

(Lep., Gracillariidae) im Frühjahr kaum parasitiert?<br />

G. Grabenweger 1 , H. Hopp 1 , H. Balder 1 , B. Jäckel 2 , T. Koch 1 <strong>und</strong> S. Schmolling 1<br />

1<br />

Technische Fachhochschule Berlin, FB V, Luxemburger Str. 10, 13353 Berlin<br />

2 Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin<br />

Vor allem die erste Generation von C. ohridella im Frühjahr wird kaum von heimischen, polyphagen<br />

Erz- <strong>und</strong> Schlupfwespen angegriffen. Ein Gr<strong>und</strong> dafür könnte die mangelnde Synchronisation<br />

zwischen den heimischen Parasitoiden <strong>und</strong> dem eingeschleppten Wirt sein (Grabenweger,<br />

2004, European J. of Entomology). Zu dem Zeitpunkt, an dem die häufigsten Parasitoiden<br />

ihre Diapause beenden, gibt es noch keine für die Parasitierung geeigneten Stadien<br />

von C. ohridella. Diese entwickeln sich erst in den darauf folgenden Wochen <strong>und</strong> sind in größeren<br />

Mengen erst einen Monat später in den Rosskastanienblättern zu finden.<br />

Im vorgestellten Versuch wurde diese "Synchronisationslücke" mit künstlich infizierten<br />

Rosskastaniensämlingen überbrückt, die zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Parasitoidenschlupfes an einem<br />

Rosskastanienstandort <strong>und</strong> an einem Kontrollstandort ohne Kastanien im Freiland exponiert<br />

wurden. Die Parasitierungsraten an diesen Sämlingen sowie an den ausgewachsenen Altbäumen<br />

wurden durch Sektion der Minen erhoben. Zur Ermittlung der Parasitoidenkomplexe an<br />

den Rosskastanien wie auch an anderen Pflanzen mit Miniererbefall wurden infizierte Blätter<br />

bis zum Schlupf der Parasitoide in Photoeklektoren gelagert.<br />

Die Parasitierungsrate von C. ohridella auf den Sämlingen, die zum Zeitpunkt <strong>des</strong> Parasitoidenschlupfes<br />

im Frühjahr am Rosskastanienstandort exponiert worden waren, war deutlich<br />

erhöht. Die Parasitierungsraten auf den Sämlingen am Kontrollstandort zur selben Zeit <strong>und</strong><br />

auf den Altbäumen gut einen Monat später unterschieden sich dagegen nicht. Dieser Unterschied<br />

ist zumin<strong>des</strong>t teilweise durch das Fehlen von im Fallaub diapausierenden Parasitoiden<br />

am Kontrollstandort erklärbar. Am Rosskastanienstandort haben hingegen einige aus dem<br />

Fallaub schlüpfende Arten das künstlich bereitgestellte Wirtsangebot angenommen. Die mangelnde<br />

Synchronisation der Parasitoide mit dem Wirtstier ist somit ein Gr<strong>und</strong> für niedrige<br />

Parasitierungsraten von C. ohridella im Frühjahr. Ob ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot an Ersatzwirten<br />

zur Überbrückung der "Synchronisationslücke" die Parasitierungsrate auf Altbäumen<br />

positiv beeinflussen könnte, wird noch überprüft. Einzelne früh auftretende Minierer anderer<br />

Pflanzen haben ein mit C. ohridella vergleichbares Parasitoidenspektrum <strong>und</strong> könnten daher<br />

theoretisch als Ersatzwirte in Betracht gezogen werden.<br />

BHGL – <strong>Tagung</strong>sband 24/2006<br />

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