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Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen

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Debatte<br />

BETEILIGUNG IN DER ARBEITSWELT 4.0<br />

SICHERN – MITBESTIMMUNGSPOLITISCHEN<br />

STILLSTAND ÜBERWINDEN<br />

Die eine möchte früher, länger und mehr im Büro, der andere später,<br />

kürzer und mehr von zu Hause arbeiten. Dank der neuen technologischen<br />

Möglichkeiten in der Arbeitswelt 4.0 ist dies auch möglich. Die<br />

Digitalisierung wird einigen Beschäftigten mehr individuelle Freiheiten<br />

bringen. Sie werden zum Beispiel stärkeren Einfluss darauf nehmen können,<br />

wann und wo sie arbeiten. Arbeit und Privates werden näher zusammenrücken<br />

und sogar teilweise ineinanderfließen.<br />

Es ist allerdings ein ebenso naheliegender wie falscher Schluss, dass dann am<br />

besten jeder nur noch selbst seine individuellen Interessen vertritt. Wenn<br />

Unternehmen und Beschäftigte das gleiche Ziel haben, sind Verhandlungen<br />

einfach. Wenn durch eine kreative Anpassung von Arbeitsort oder Arbeitszeit<br />

der individuelle Alltag der Beschäftigten entlastet wird, kommt das natürlich<br />

auch dem Unternehmen zugute. Schwieriger wird es, wenn sich verschiedene<br />

Interessen gegenüberstehen. So ist beispielsweise die freie Wahl der Arbeitszeit<br />

nur eine Fassade, wenn der Arbeitgeber von den Beschäftigten Erreichbarkeit<br />

rund um die Uhr einfordert, die Personaldecke zu dünn ist und dauerhaft zu<br />

viel gearbeitet werden muss. Auf Fragen der Personalplanung und des Personaleinsatzes<br />

haben die einzelnen Beschäftigten in den seltensten Fällen Einfluss.<br />

Notwendig ist ein wohldefinierter Rahmen, der genug Raum für eine<br />

individuelle Gestaltung der Arbeitsbedingungen lässt, gleichzeitig aber die<br />

Überforderung der Beschäftigten verhindert.<br />

Thomas Fischer hat Politikwissenschaft<br />

an der Universität<br />

München studiert. Er<br />

war von 2000 bis 2014 für die<br />

Bertelsmann Stiftung tätig,<br />

die letzten sechs Jahre als<br />

Leiter des Büros Brüssel. Seit<br />

August 2014 leitet Fischer<br />

die Abteilung Grundsatzangelegenheit<br />

und Gesellschaftspolitik<br />

des DGB.<br />

Diesen Rahmen zu schaffen, ist Aufgabe der Mitbestimmung. Um dem Unternehmen<br />

die Grenzen seines Zugriffs auf die Beschäftigten aufzuzeigen, brauchen<br />

wir Betriebs- und Personalräte mehr denn je. Am Ende sollte es die tarifvertraglich<br />

abgesicherte Betriebs- bzw. Dienstvereinbarung sein, die für die<br />

oder den Einzelnen ein solides Fundament liefert, um ihre bzw. seine persönliche<br />

Arbeitsumgebung bedürfnis- und bedarfsgerecht auszugestalten.<br />

Die Themen, für die dieser Regelungsbedarf besteht, verändern sich radikal<br />

im Zuge der Digitalisierung. Die Möglichkeiten der Mitbestimmung müssen<br />

sich diesen <strong>Veränderungen</strong> anpassen, um weiterhin die Gestaltung von guter<br />

Arbeit gewährleisten zu können. Typische Digitalisierungsthemen, bei denen<br />

den Betriebs- und Personalräten bislang die notwendigen Mitbestimmungsrechte<br />

fehlen, sind – um nur einige wenige zentrale Bereiche zu nennen – der<br />

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