Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
BMAS_Werkheft-2
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Analysen<br />
vorgelegt. Dabei lag der Fokus dieser Arbeitsgruppe<br />
auf Gestaltungsfragen, die mit der Digitalisierung<br />
der Wirtschaft und der Arbeitswelt für abhängig<br />
Beschäftigte sichtbar werden.<br />
Was waren die wichtigsten Punkte in dieser<br />
Debatte und zu welchen Empfehlungen kommt die<br />
Arbeitsgruppe?<br />
CHANCEN UND RISIKEN<br />
Die Chancen und Risiken flexibler Arbeitsmodelle<br />
werden im Folgenden nur kurz umrissen. 2<br />
Bei den Chancen für die Beschäftigten sind vor<br />
allem eine selbstbestimmtere Arbeitsgestaltung,<br />
eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und<br />
Beruf sowie geringere Belastungen (z. B. durch<br />
den Wegfall von Pendelzeiten beim Homeoffice) zu<br />
nennen, für die Unternehmen mehr Kundennähe,<br />
höhere Effizienz, verbesserte interne Kommunikation<br />
sowie eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit.<br />
Flexibles Arbeiten kann auf der anderen Seite<br />
aber auch zur Entgrenzung von Arbeit führen.<br />
Mobile Endgeräte werden zum Risiko für die<br />
Beschäftigten, wenn die Grenzen von Arbeit und<br />
Privatleben verschwimmen und die Grenzziehung<br />
zwischen Berufs- und Privatleben nicht gelingt.<br />
Dies birgt die Gefahr eines höheren Arbeitsvolumens<br />
und höherer Arbeitsintensität ohne ausreichende<br />
ungestörte Erholungsphasen und kann mit<br />
hoher gesundheitlicher Beanspruchung einhergehen.<br />
Eine verstärkte Orts- und Zeitflexibilität<br />
bringt auch für Unternehmen Risiken mit sich: Bei<br />
unzureichender Kommunikation und Koordination<br />
kann es zu Reibungsverlusten und erhöhten<br />
Aufwänden kommen, dynamische Prozesse<br />
können behindert werden. Ein weiteres Problem<br />
besteht darin, dass die notwendige technische<br />
Ausstattung in der Regel höhere Kosten verursachen<br />
dürfte. Auch sind laufend datenschutzrechtliche<br />
Fragen zu beantworten.<br />
ERFOLGSFAKTOREN<br />
Die Teilnehmenden in der Arbeitsgruppe<br />
waren sich einig, dass eine erfolgreiche Umsetzung<br />
flexibler Arbeitsmodelle in den Betrieben die<br />
Einbeziehung der gesamten Besprechungs- und<br />
Arbeitskultur voraussetzt. Als ein weiterer zentraler<br />
Erfolgsfaktor wurde gewertet, dass Beschäftigte<br />
befähigt werden, eigenständig zu arbeiten<br />
und dabei auch Grenzen zu ziehen. Damit dies<br />
gelingen könne, seien jedoch nicht nur individuelle<br />
Kompetenzen gefragt, sondern auch verbindliche<br />
Regelungen.<br />
Betriebliche Regelungen für den Einsatz ortsund<br />
zeitflexibler Arbeitsmodelle können dazu<br />
beitragen, diese angemessen in die Arbeitsorganisation<br />
zu integrieren. Sie können helfen, wechselseitige<br />
Erwartungen der Beschäftigten und der<br />
Führungskräfte zu formulieren. Damit können<br />
sie beiden Gruppen mehr Sicherheit im eigenen<br />
Handeln und im Umgang miteinander geben. Die<br />
bislang abgeschlossenen Regelungen und Betriebsvereinbarungen<br />
beziehen sich meist auf die klassischen<br />
arbeitspolitischen Bereiche wie technische<br />
Ausstattung, Arbeitszeitregelungen, Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz, Arbeitszeiterfassung sowie<br />
Datensicherheit.<br />
Eine enge Beteiligung der Beschäftigten an<br />
der Erarbeitung neuer Regeln und ihrer Weiterentwicklung<br />
wurde dabei als weiterer Erfolgsfaktor<br />
identifiziert. Auch wenn die Beteiligung nicht<br />
in jedem Fall rechtlich verpflichtend ist, erhöht<br />
sie die Chance, dass die erarbeiteten Regelungen<br />
in der betrieblichen Praxis akzeptiert und angewendet<br />
werden und ein Ausgleich der Bedürfnisse<br />
der Beschäftigten mit den betrieblichen Belangen<br />
stattfindet. Dies geschieht dort, wo es Betriebsräte<br />
beziehungsweise Personalräte gibt, im Rahmen<br />
der Betriebsverfassung oder im Rahmen von<br />
Tarifverträgen, die zwischen Arbeitgebern und<br />
Gewerkschaften ausgehandelt werden. Einzelne<br />
Unternehmen oder betriebliche Interessenvertretungen<br />
führen zusätzlich Mitarbeiterbefragungen<br />
durch oder beteiligen die Mitarbeitenden auf<br />
andere Weise. Einen Einblick in gute Praxis gibt<br />
die Sammlung betrieblicher Gestaltungsbeispiele<br />
»Zeit- und ortsflexibles Arbeiten in Betrieben«,<br />
die von der Arbeitsgruppe vorgelegt wurde (BMAS<br />
2015a).<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
Im Zusammenspiel von Betriebs- und Tarifpartnern<br />
ist aufgrund der geltenden Gesetze<br />
bereits heute ein hohes Maß an Flexibilität mög-<br />
2<br />
Sie werden im Beitrag Schicke, Annette/Lauenstein, Oliver: Flexibel, aber selbstbestimmt – Arbeitszeitwünsche heute, S. 74 ausführlicher dargestellt.<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 89