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Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen

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Kontext<br />

es müssen. Stichwort »digitale Tagelöhner«.<br />

Wenn Menschen darauf angewiesen sind, sich<br />

ihre Arbeitsaufträge auf Onlineplattformen<br />

abzuholen und das komplette Risiko der Arbeit<br />

allein tragen, ohne Versicherungsschutz und<br />

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, dann zeigt<br />

das, dass diese Entwicklung durchaus ambivalent<br />

ist. Sie bietet neue Möglichkeiten, aber<br />

fördert auch fragwürdige Geschäftsmodelle wie<br />

beispielsweise Uber.<br />

TJ: Die Nomaden, die wir im Film vorstellen, haben<br />

für sich eine Nische gefunden, sie sind Vorreiter<br />

und leben heute meist davon, anderen Kurse zu<br />

geben, wie sie so werden können wie sie selber. Es<br />

können nur leider nicht 500.000 Leute Digitale-<br />

Nomaden-Kurse anbieten. Die nicht etablierten<br />

Nomaden haben es schwerer und müssen neue<br />

Produkte entwickeln. Einige sind, was die Konzeption<br />

ihrer Geschäftsmodelle angeht, vielleicht<br />

zu naiv.<br />

Filmstills »Deine Arbeit, Dein Leben!« © Luzia Schmid<br />

LS: Wir haben für unseren Film viele Einsendungen<br />

von Solo-Selbstständigen bekommen.<br />

Da gab es sehr glückliche und weniger glückliche<br />

Beispiele. Aber insgesamt wurde sehr deutlich, wie<br />

stark sich die Arbeitsformen gewandelt haben. Das<br />

wird auch in meiner Branche, den Medien, besonders<br />

deutlich, in der die Digitalisierung schon sehr<br />

weit fortgeschritten ist. Als das anfing, mit der<br />

Selbstständigkeit, war es cool. Man konnte sich<br />

verwirklichen, der Spirit war: »Wir sind schneller<br />

und kreativer als die Schnarchnasen aus den<br />

öffentlich-rechtlichen Anstalten und den großen<br />

Werbeagenturen.« Da wurden neue Arbeitsformen<br />

entwickelt. Mittlerweile sehnen sich viele nach<br />

einer Festanstellung. Die Anstalten und großen<br />

Werbeagenturen haben viel outgesourct und<br />

arbeiten mit freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

deren Arbeitsbedingungen sie dennoch<br />

weitgehend bestimmen. Die Freiheit der selbstständigen<br />

Medienarbeit hat eine Kehrseite: Wenn<br />

ich meine Projekte nicht von Bali aus mache, sondern<br />

von Castrop-Rauxel, und zwar unfreiwillig,<br />

weil das von mir gefordert wird, oder wenn ich<br />

meine Artikel von zu Hause schreibe und ein paar<br />

Cent pro Zeile bekomme, bin ich zwar frei, aber<br />

allein, unterbezahlt und meistens eher schlecht als<br />

recht sozial abgesichert. Eine schöne Arbeitswelt<br />

sieht anders aus.<br />

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