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Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen

BMAS_Werkheft-2

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Debatte<br />

FLEXIBEL ARBEITEN IM LEBENSVERLAUF<br />

Im Grünbuch wird die Frage aufgeworfen, ob ein Teil der möglichen<br />

Produktivitätsgewinne durch die digitale Wirtschaft für die<br />

Förderung lebensphasenorientierter Arbeitszeitmodelle verwendet<br />

werden kann. In diesem Zusammenhang fällt auch das Stichwort der<br />

sog. »Familienarbeitszeit«. Die Idee, Entgelteinbußen durch vollzeitnahe Teilzeit<br />

mithilfe staatlicher Mittel zu kompensieren, würde – ebenso wie die im<br />

Koalitionsvertrag angekündigte Einführung eines allgemeinen gesetzlichen<br />

Rückkehranspruchs auf Teilzeit – zu einer weiteren Ausweitung der Arbeitszeitsouveränität<br />

von Arbeitnehmern führen.<br />

Für die Unternehmen stellt sich damit vermehrt die Frage, wie die frei werdenden<br />

Zeitkontingente, die häufig nur wenige Wochenstunden betragen, ausgefüllt<br />

werden sollen. Zumal die Flexibilisierungsinstrumente auf Arbeitgeberseite<br />

im Gegenzug immer weiter eingeschränkt werden (bspw. die Zeitarbeit).<br />

Besonders problematisch ist auch die Lage der frei gewordenen Zeitkontingente.<br />

Häufig werden sich die Arbeitnehmer wünschen, ihre Arbeitszeit um die unter<br />

Arbeitnehmern eher unpopulären Arbeitszeiten zu verringern, bspw. früh am<br />

Morgen oder kurz vor Feierabend. Unternehmen haben in der Praxis dann<br />

häufig große Probleme, diese geringen Zeitkontingente mit entsprechend qualifiziertem<br />

Personal aufzufüllen. Welche Fachkraft würde denn ein Arbeitsverhältnis<br />

im Umfang von bspw. fünf bis zehn Wochenstunden annehmen? Noch<br />

zusätzlich erschwert wird die Suche nach Personal, wenn diese Stelle wegen des<br />

Rückkehranspruchs des zu ersetzenden Arbeitnehmers nur befristet angeboten<br />

werden könnte.<br />

Dem Wunsch der Eltern nach partnerschaftlicher Teilung der Erziehungsarbeit<br />

kann durch eine gemeinsame Reduzierung der Arbeitszeit<br />

der Eltern mit finanziellem Ausgleich Anschub geleistet werden.<br />

Da Erziehungsarbeit kein Privatvergnügen darstellt, sondern eine wichtige<br />

gesellschaftsrelevante Aufgabe ist, müssen die Einkommensverluste, die durch<br />

die Reduzierung entstehen, auch gesamtgesellschaftlich getragen werden. Die<br />

in der Diskussion stehende Familienarbeitszeit ist ein guter erster Schritt.<br />

Hierbei muss auch an Anreize gedacht werden, die den Eltern, die sich derzeit<br />

in der klassischen Rollenverteilung befinden – Vater Vollzeit, Mutter Teilzeit –<br />

eine partnerschaftliche Aufgabenteilung ermöglichen. Eine Mutter mit 20<br />

Wochenarbeitsstunden profitiert nur dann von einer Familienarbeitszeit, wenn<br />

sie ihre Arbeitszeit auch tatsächlich erhöhen kann. Zudem bedarf es einer Bandbreite<br />

an Arbeitszeitmodellen. Das gängig vorgeschlagene 80-80-Modell, d. h.,<br />

jeder Elternteil reduziert seine Arbeitszeit auf 80 Prozent der vollen Arbeitszeit,<br />

greift zu kurz. Es gibt viele Kombinationswünsche, die zu einer partnerschaft-<br />

HANDELS-<br />

VERBAND<br />

DEUTSCHLAND<br />

Der Handelsverband<br />

Deutschland (HDE) ist die<br />

Spitzenorganisation des<br />

deutschen Einzelhandels.<br />

Insgesamt erwirtschaften in<br />

Deutschland 300.000 Einzelhandelsunternehmen<br />

mit<br />

drei Millionen Beschäftigten<br />

an 450.000 Standorten einen<br />

Umsatz von über 450 Milliarden<br />

Euro jährlich. Der HDE<br />

hat rund 100.000 Mitgliedsunternehmen<br />

aller Branchen,<br />

Standorte und Größenklassen.<br />

Mit seiner Stimme<br />

repräsentiert der HDE die<br />

Pluralität des Einzelhandels<br />

vom Mittelstand bis hin zu<br />

großen Weltunternehmen.<br />

Der HDE wirkt in mehr als 60<br />

nationalen und internationalen<br />

Organisationen mit.<br />

DBB BEAM-<br />

TENBUND UND<br />

TARIFUNION<br />

Mit über 1,28 Millionen<br />

Mitgliedern ist der dbb die<br />

große deutsche Interessenvertretung<br />

für Beamte<br />

und Tarifbeschäftigte im<br />

öffentlichen Dienst und im<br />

privaten Dienstleistungssektor.<br />

Ziele sind eine leistungsstarke<br />

und menschliche<br />

Verwaltung, engagierte<br />

ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 113

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