Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Praxis<br />
»WIR NEHMEN BEIDE KEINE<br />
ARBEIT MIT NACH HAUSE.«<br />
Manuela Mai arbeitet an fünf Tagen insgesamt 30 Stunden in der<br />
Woche als medizinische Fachangestellte in einer Praxis.<br />
Sebastian Mai ist Spezialbaufacharbeiter und arbeitet 43 Stunden<br />
in der Woche für immer wechselnde Großbauprojekte. Wenn er auf<br />
Montage ist, kann er freitags freinehmen und arbeitet an den anderen<br />
Tagen von 6:30 bis 19 Uhr, auch mal bis 20 Uhr. Das Paar hat eine<br />
vierjährige Tochter.<br />
Sebastian Als unsere Tochter geboren wurde, war<br />
ich die ersten zwei Monate zu Hause. Das war eine<br />
schöne Zeit, das mache ich gerne wieder. Von der<br />
Firma aus gab es keinerlei Probleme. Arbeitszeit<br />
zu reduzieren, wäre bei mir schon eher schwierig.<br />
Wenn wir auswärts arbeiten, fahren wir immer<br />
geschlossen als Kolonne montags gegen 4 Uhr<br />
früh hin und donnerstagabends wieder zurück.<br />
Weniger Stunden zu arbeiten würde gar nicht<br />
gehen, auch weil der Termindruck immer mehr<br />
zunimmt.<br />
Manuela Ich arbeite fünf Tage die Woche, habe<br />
drei kürzere Tage und zwei längere Tage. Morgens<br />
bringen meine Schwiegereltern die Kleine in den<br />
Kindergarten, und an den langen Tagen holen<br />
meine Eltern sie ab. Wir wohnen im Haus der<br />
Schwiegereltern, und meine Eltern wohnen auch<br />
hier im Ort. Wir haben wirklich viel Unterstützung<br />
von den Eltern und Schwiegereltern. Sonst<br />
wäre das alles nicht möglich. Nur so konnte ich<br />
auch fünf Monate nach der Geburt meiner Tochter<br />
schon wieder einen Tag in der Woche arbeiten. Da<br />
haben meine Eltern sie genommen.<br />
Nebenbei bin ich noch im Sportverein und im<br />
Kindergarten im Elternsprecherrat. Da stehen<br />
viele Treffen an, wenn zum Beispiel Feste organisiert<br />
werden müssen. Das alles kann ich machen,<br />
weil wir so viel Unterstützung von den Großeltern<br />
haben.<br />
Sebastian Bei meiner Firma bin ich jetzt seit sieben<br />
Jahren. Die Arbeitszeitregelung mit der Möglichkeit<br />
zur Vier-Tage-Woche war schon ein Grund,<br />
weshalb ich mich für die Stelle entschieden<br />
habe. Mit dem freien Freitag, das ist schön. Ich<br />
glaube, viel besser kannst du es auf dem Bau nicht<br />
einrichten.<br />
Eigentlich will die Firma ja, dass man Zeit mit<br />
der Familie verbringt. Manchmal klappt es,<br />
manchmal klappt es nicht. Derzeit bin ich aber<br />
eher selten auf Montage. Das heißt, wir fahren<br />
jeden Tag zur Baustelle eine Stunde hin und<br />
eine Stunde zurück. Damit wir auf die Stunden<br />
kommen, fangen wir um 7 Uhr an und arbeiten<br />
bis 17 Uhr. Freitags haben wir früher frei.<br />
Manuela In der Praxis bin ich erst ein halbes Jahr.<br />
Ich habe vorher zehn Jahre in Göttingen in einer<br />
Praxis gearbeitet. Das ist von uns aus eine Dreiviertelstunde<br />
bis Stunde entfernt. Auf die Fahrerei<br />
hatte ich keine Lust mehr wegen der Kleinen. Jetzt<br />
bin ich in 20 Minuten zu Hause, wenn mal was<br />
sein sollte oder der Kindergarten anruft.<br />
Sebastian Flexibel zu sein, wenn das Kind krank<br />
ist, geht eigentlich auch ganz gut. Dann rufe ich<br />
morgens im Betrieb an. Als Vater stehen einem<br />
ja auch zehn Tage zu, und die nehme ich in<br />
Anspruch, wenn es sein muss. Aber das ist kein<br />
Problem in der Firma.<br />
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