Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Perspektiven<br />
denen alle Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit<br />
und -bereitschaft uneingeschränkt entwickeln<br />
und entfalten können und unter denen niemand<br />
aufgrund bestimmter Merkmale ausgeschlossen<br />
oder diskriminiert wird (Rump/Schiedhelm 2016).<br />
HERAUSFORDERUNG UND CHANCE ZUGLEICH<br />
Durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher<br />
Kulturen, Ansichten und Erfahrungen<br />
besteht in heterogenen Belegschaften unleugbar<br />
ein Reibungspotenzial. Allerdings beobachtet<br />
man auch, dass Mitarbeitende, die den gleichen<br />
»Stallgeruch« haben, vereinzelt weniger Leistung<br />
bringen als Arbeitsgruppen, die bunt gemischt<br />
sind (Leitl 2003). Gibt man ihnen die passenden<br />
Rahmenbedingungen und die nötige Zeit, so kann<br />
ein »diverses« Team beachtliche Synergieeffekte,<br />
beispielsweise in Form kreativer und innovativer<br />
Problemlösungen hervorbringen. Insbesondere<br />
dann, wenn ein breites Themenspektrum überblickt<br />
wird und möglichst viele unterschiedliche<br />
Blickwinkel erforderlich sind (Mead 2005: S. 18).<br />
Diversität kann darüber hinaus bei der Gewinnung<br />
neuer Bewerberinnen und Bewerber, der Erschließung<br />
weiterer Marktnischen sowie der Förderung<br />
des innerbetrieblichen Wissens- und Erfahrungsaustauschs<br />
helfen. Aber auch neue Produktvarianten<br />
oder individualisierte Services, wie zum<br />
Beispiel arabischsprachige Kundenberaterinnen<br />
und -berater zur Ausweitung des Kundenstamms,<br />
können das Resultat einer heterogenen Belegschaft<br />
sein. Gelingt es einem Unternehmen, diese<br />
Potenziale gewinnbringend einzusetzen, lässt sich<br />
daraus ein langfristiger, wirtschaftlicher Nutzen<br />
generieren (Franken 2015: S. 7-9).<br />
WAS IST ZU TUN?<br />
Bisherige Forschungen zum Thema Diversität<br />
bestätigen die beiden Sichtweisen: Auch hier<br />
wird Diversität auf der einen Seite als potenzieller<br />
Konfliktherd im Unternehmen betrachtet, der<br />
die Arbeitsleistung der Belegschaft vermindert.<br />
Auf der anderen Seite besteht die Vorstellung von<br />
Diversität als Potenzialträger, wodurch Kreativität<br />
und Innovationen entstehen, indem alle Talente<br />
der verschiedenen Belegschaftsgruppen gewinnbringend<br />
eingesetzt werden (Jans 2004; Rump/<br />
Schiedhelm 2016).<br />
Ein genauerer Blick auf den Bereich der Interkulturalität<br />
kann die Vielfalt der Herausforderungen<br />
verdeutlichen. Es gilt hier die Potenziale<br />
von vier unterschiedlichen Zielgruppen zu fördern.<br />
Das sind erstens die bereits in Deutschland<br />
lebenden Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Betrachtet man unter ihnen ausschließlich die<br />
Erwerbstätigen, so macht diese Gruppe fast 20<br />
Prozent aus (Destatis 2015: S. 62). Bei den Erwerbslosen<br />
sind es mit mehr als einem Drittel sogar noch<br />
deutlich mehr (BA 2014: S. 2). Die zweite Zielgruppe<br />
bilden die zahlreichen geflüchteten Menschen,<br />
deren Anzahl in den letzten Monaten nochmals<br />
stark angestiegen ist. Aber auch jene, die zukünftig<br />
noch den Weg aus den Krisengebieten in Richtung<br />
Deutschland auf sich nehmen werden, müssen<br />
»Bei guten Rahmenbedingungen<br />
können<br />
›diverse‹ Teams kreative<br />
und innovative<br />
Problemlösungen<br />
liefern.«<br />
berücksichtigt werden. Die dritte Zielgruppe setzt<br />
sich aus denjenigen Mitarbeitenden zusammen,<br />
die von den Unternehmen – vor allem im Zuge<br />
des Fachkräftemangels – zunehmend im Ausland<br />
rekrutiert werden. Dabei handelt es sich sowohl um<br />
Nachwuchskräfte, die ausgebildet werden sollen,<br />
als auch um bereits qualifizierte Arbeitskräfte.<br />
Auch wenn das Thema Diversity Management<br />
für die vierte und letzte Gruppe eine gänzlich<br />
andere Rolle einnimmt, so sind an dieser Stelle<br />
dennoch die sogenannten Expatriates mit anzuführen.<br />
Also jene Mitarbeitende, die im Rahmen<br />
einer Entsendung durch ihren international<br />
tätigen Arbeitgeber in die betrieblichen Abläufe<br />
einer ausländischen Niederlassung, sei es in<br />
Deutschland oder in einem anderen Land, zu integrieren<br />
sind. Denn auch diese Gruppe braucht ein<br />
ihren Bedürfnissen entsprechendes Management.<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 157