Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Analysen<br />
Beschäftigtengruppen untersucht. Im Projekt<br />
wurden Interviews mit 95 Beschäftigten und<br />
26 Expertinnen und Experten in Krankenhäusern,<br />
Polizeibehörden und Industriebetrieben in<br />
Deutschland geführt. Alle sechs untersuchten<br />
Erwerbsorganisationen haben mehr als 500<br />
Beschäftigte und werden durch Betriebs- oder Personalräte<br />
mitbestimmt. Nicht untersucht wurden<br />
die Nutzungsbedingungen in Kleinbetrieben. In<br />
der Studie wurde insbesondere der Zusammenhang<br />
von Geschlecht, Beruf und Position in der<br />
betrieblichen Hierarchie in den Blick genommen.<br />
Wovon hängt die Akzeptanz der Nutzung von<br />
Arbeitszeitoptionen ab? Wo bestehen betriebliche<br />
Barrieren der Inanspruchnahme?<br />
DIE NUTZUNG VON ARBEITSZEITOPTIONEN<br />
Von allen verbrieften Arbeitszeitoptionen<br />
werden die Reduzierung der Arbeitszeit (Teilzeit)<br />
und die Elternzeit in den sechs Betrieben am<br />
häufigsten genutzt. Alle anderen Arbeitszeitoptionen<br />
spielen eine untergeordnete Rolle. Die Teilzeitoption<br />
wird fast ausschließlich von Frauen<br />
genutzt. Doch Interesse an kürzeren Arbeitszeiten<br />
wird auch von Männern immer wieder geäußert.<br />
Neben Einkommenseinbußen wird die mangelnde<br />
Akzeptanz reduzierter Arbeitszeiten an ihren<br />
Arbeitsplätzen als Grund genannt, warum Männer<br />
ihre Arbeitszeiten nicht verkürzen. Dies deutet auf<br />
betriebliche Barrieren für die Nutzung der Teilzeitoption<br />
hin.<br />
Auch die Aufstockung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten,<br />
für die es keinen gesetzlichen<br />
Anspruch gibt, hängt von betrieblichen Faktoren<br />
ab. Sie gelingt dann, wenn Bedarf an Arbeitskräften<br />
dieser Beschäftigtengruppe besteht oder<br />
wenn die Teilzeitarbeit an diesem Arbeitsplatz nur<br />
widerstrebend gewährt wurde. Voraussetzung ist,<br />
dass das jeweilige Personalbudget die Aufstockung<br />
erlaubt.<br />
Elternzeit wird von Frauen und Männern<br />
genommen, von Frauen deutlich länger. Elternzeit<br />
von Vätern hat sich normalisiert, sofern Väter<br />
nur die Partnermonate beanspruchen. Allerdings<br />
wird teilweise erwartet, dass sich die Väter bei der<br />
Legung der Elternzeit nach betrieblichen Belangen<br />
richten. Barrieren, die eine Elternzeitnutzung verhindern<br />
können, gibt es vor allem im hoch qualifizierten<br />
Bereich, teilweise auch für Mütter.<br />
»In Bezug auf<br />
Weiterbildung sind<br />
die Hochqualifizierten<br />
am besten gestellt.«<br />
Die Nutzung einer Freistellung für Ehrenämter<br />
wie Betriebsrat, Feuerwehr oder Bürgermeisteramt<br />
stößt mitunter auf betriebliche Barrieren,<br />
besonders wenn Personalmangel herrscht. Teilweise<br />
verzichten die Berechtigten auf ihre Freistellungsrechte<br />
und arbeiten die versäumte Arbeitszeit<br />
nach. Andere reduzieren ihr ehrenamtliches<br />
Engagement.<br />
In Bezug auf Weiterbildung sind die Hochqualifizierten<br />
am besten gestellt. Den weniger Qualifizierten,<br />
darunter Frauen in Teilzeit, wird Weiterbildung,<br />
die nicht unmittelbar am Arbeitsplatz<br />
gebraucht wird, verwehrt oder durch mangelndes<br />
Entgegenkommen bei der Arbeitszeit erschwert.<br />
Andere Optionen werden in den untersuchten<br />
Betrieben entweder gar nicht genutzt (Pflegezeit),<br />
oder ihre Nutzung erfolgt selten und problemlos<br />
(Bildungsurlaub, Altersfreizeiten).<br />
EINFLUSSFAKTOREN AUF DER<br />
BETRIEBLICHEN EBENE<br />
Im Betrieb entscheidet sich, ob die Nutzung<br />
von Arbeitszeitoptionen akzeptiert und unterstützt<br />
oder ob die Inanspruchnahme verwehrt<br />
oder behindert wird. Zentral für die Nutzung von<br />
Arbeitszeitoptionen ist, dass die Interessierten<br />
sich tatsächlich zur Inanspruchnahme berechtigt<br />
fühlen, andernfalls verzichten sie auf ihre Rechte.<br />
Das zeigt auch eine Studie für andere europäische<br />
Länder (Sümer u. a. 2008). Für eine Akzeptanzkultur<br />
sind unterstützende, nicht abwertende<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 83