Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Analysen<br />
zahlreiche Rentnerinnen und Rentner, die nicht<br />
auf die Erwerbseinkommen angewiesen sind, die<br />
aber, bei oft vergleichsweise geringer Arbeitszeit<br />
und hohen Stundensätzen, weiter am Erwerbsleben<br />
teilnehmen wollen. Bei Selbstständigen mit<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie<br />
bei abhängig Beschäftigten ist ein Statuswechsel<br />
seltener (Brenke/Beznoska 2016: S. 49 ff.).<br />
7 VERMÖGEN UND ALTERSSICHERUNG<br />
Betrachtet man die Gruppe der Solo-Selbstständigen<br />
auf Basis der Umfragedaten des Mikrozensus,<br />
so fällt auf, dass weniger als die Hälfte von<br />
ihnen durch regelmäßige Versicherungszahlungen<br />
für das Alter vorsorgen. Das persönliche Nettovermögen<br />
von Solo-Selbstständigen ist im Mittel<br />
(Median) mit 65.000 Euro deutlich höher als das<br />
von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit<br />
21.000 Euro. Knapp 40 Prozent der Solo-Selbstständigen<br />
verfügen über ein Gesamtvermögen von<br />
über 100.000 Euro, gut ein Drittel aber nur über<br />
ein Gesamtvermögen von weniger als 20.000 Euro<br />
(Brenke/Beznoska 2016: S. 47 ff.). Knapp ein Drittel<br />
der Solo-Selbstständigen zahlte laut Mikrozensus<br />
2013 regelmäßig in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
ein (als Pflichtversicherte oder freiwillig<br />
Versicherte), wobei ein Teil von ihnen zusätzlich<br />
über eine Kapitallebensversicherung verfügte,<br />
und 10 Prozent der Solo-Selbstständigen bezogen<br />
bereits eine Altersrente, womit etwas über die<br />
Hälfte keine Altersvorsorge auf diese Weise betrieb<br />
oder erhielt. Ob Personen ohne institutionelle<br />
Altersvorsorge eher über Vermögen verfügen als<br />
Personen, die über eine Versicherung vorsorgen,<br />
ist nicht bekannt.<br />
8 EINKOMMEN<br />
Die Zunahme von Selbstständigkeit war auch<br />
durch eine Zunahme an Teilzeitarbeit sowohl bei<br />
Selbstständigen als auch bei abhängig Beschäftigten<br />
sowie durch eine sinkende Medianbruttostundenvergütung<br />
bei Solo-Selbstständigen<br />
begleitet. In Bezug auf die Vergütung gibt es aber<br />
innerhalb der Gruppe der Solo-Selbstständigen<br />
große Unterschiede und eine starke Streuung<br />
der Einkommen. Solo-Selbstständige verdienen<br />
jedoch erheblich weniger als die Selbstständigen<br />
mit Beschäftigten. Die durchschnittliche Bruttostundenvergütung<br />
von Solo-Selbstständigen lag<br />
2014 mit knapp 19 Euro rund 2 Euro über dem von<br />
abhängig Beschäftigten. In den unteren drei Vierteln<br />
der Lohnverteilung verdienen Solo-Selbstständige<br />
weniger, erst im oberen Quartil verdienen<br />
sie im Schnitt mehr als abhängig Beschäftigte. Die<br />
Medianstundenvergütung von abhängig Beschäftigten<br />
übersteigt mit 15 Euro die von Solo-Selbstständigen<br />
um rund 2 Euro (Brenke/Beznoska 2016:<br />
S. 39 ff.).<br />
Das durchschnittliche monatliche persönliche<br />
Nettoerwerbseinkommen beträgt 1.646 Euro<br />
gegenüber 1.718 Euro bei Arbeitnehmern. Die<br />
besten Einkommenslagen zeigen jedoch diejenigen<br />
Selbstständigen, die eine Arbeitnehmerin bzw.<br />
einen Arbeitnehmer beschäftigen. Sie verfügen<br />
netto über durchschnittlich 3.129 Euro.<br />
9 ZUSAMMENFASSUNG<br />
Die Gruppe der (Solo-)Selbstständigen ist sehr<br />
heterogen. Noch am ehesten lässt sich der »durchschnittliche«<br />
(Solo-)Selbstständige des Jahres<br />
2014 wie folgt beschreiben: Er ist eher männlich<br />
und zwischen 40 und 50 Jahre alt. Er hat einen<br />
mittleren oder höheren Berufsabschluss, arbeitet<br />
durchschnittlich 45,5 Stunden/Woche und verfügt<br />
über einen durchschnittlichen monatlichen<br />
Nettoverdienst von ca. 1.646 Euro. Oft ist er Freiberufler.<br />
Eine Altersvorsorge betreibt er nicht.<br />
II EINDRÜCKE AUS DEN<br />
FOKUSGRUPPENDISKUSSIONEN<br />
Aufgrund der geringen Anzahl von Teilnehmenden<br />
sind die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussionen<br />
nicht repräsentativ. Sie liefern allerdings<br />
gute explorative Informationen, aus denen<br />
mit der gebotenen Vorsicht auf verallgemeinerbare<br />
Einstellungen und Trends geschlossen werden<br />
kann. Als Besonderheit wurde dort, wo möglich,<br />
ein statistischer Abgleich der Fokusgruppen mit<br />
dem SOEP durchgeführt, der nur zu geringen<br />
Abweichungen führte.<br />
Als größten Vorteil der Selbstständigkeit<br />
betrachteten die Teilnehmenden persönliche<br />
Unabhängigkeit, und zwar sowohl hinsichtlich<br />
zeitlicher Flexibilität als auch im Hinblick auf<br />
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