Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Perspektiven<br />
psychische Belastungen auch zu den in der Bevölkerung<br />
weitverbreiteten Muskel-Skelett- oder<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.<br />
Arbeitsschutz und Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
(BGF) müssen sich den Herausforderungen<br />
stellen und durch Arbeitsgestaltung und<br />
Ressourcenstärkung arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken<br />
durch psychische Belastungen<br />
entgegenwirken.<br />
DAS ARBEITSPROGRAMM »SCHUTZ UND<br />
STÄRKUNG DER GESUNDHEIT BEI<br />
ARBEITSBEDINGTER PSYCHISCHER<br />
BELASTUNG«<br />
Das GDA-Programm »Schutz und Stärkung<br />
der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer<br />
Belastung« verfolgt die Teilziele:<br />
• Information, Sensibilisierung und Motivation<br />
von Betrieben und Beschäftigten<br />
• Qualifizierung der betrieblichen und überbetrieblichen<br />
Akteure im Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutz<br />
• Identifizierung oder Erarbeitung geeigneter<br />
Vorgehensweisen zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen<br />
(insbesondere Gefährdungsbeurteilung)<br />
• Verbreitung guter Praxisbeispiele<br />
• Umsetzung betrieblicher Gestaltungslösungen<br />
Aufsichtsdienste, Betriebe und Beschäftigte<br />
stehen mit diesen Aufgaben vor großen Herausforderungen.<br />
Denn anders als zum Beispiel bei<br />
Gefahrstoffen geht es nicht darum, Belastungen<br />
pauschal zu minimieren. Wir haben in der Vergangenheit<br />
in vielen Humanisierungsprojekten<br />
durch Anreicherung und Ausweitung von Tätigkeitsinhalten<br />
Belastungen sogar erhöht und damit<br />
die Arbeit interessanter und abwechslungsreicher<br />
gestaltet. Wir stehen jetzt vor der Herausforderung,<br />
Arbeitsinhalte optimal zu gestalten, sodass<br />
die einzelne Tätigkeit vollständige Aufgaben<br />
umfasst, ausreichender Handlungsspielraum<br />
vorhanden ist, Abwechslungsreichtum gegeben<br />
ist und weder zu viele oder umfangreiche noch<br />
zu wenige Informationen angeboten werden. Die<br />
Qualifikation der Beschäftigten muss der Tätigkeit<br />
entsprechen, sodass Über-, aber auch Unterforderungen<br />
vermieden werden. Bei der Arbeitsorganisation<br />
müssen hinsichtlich Arbeitszeit, Arbeitsablauf<br />
sowie Kommunikation und Kooperation<br />
kritische Ausprägungen vermieden werden. Gute<br />
soziale Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen<br />
und Vorgesetzen können eine starke Ressource<br />
sein, schlechte hingegen ein bedeutsamer Stressor.<br />
Schließlich können sich auch Umgebungsfaktoren<br />
wie Lärm, Beleuchtung, ergonomische Gestaltung<br />
oder fehlende bzw. unzureichende Arbeitsmittel<br />
negativ auswirken.<br />
Diese und andere Themen standen bisher<br />
nicht im Mittelpunkt des betrieblichen und überbetrieblichen<br />
Arbeitsschutzes. Daher ist die Qualifizierung<br />
der betrieblichen und überbetrieblichen<br />
Arbeitsschutzakteure eine vordringliche Aufgabe.<br />
Länder und Unfallversicherungsträger (UVT)<br />
qualifizieren ihre überbetrieblich agierenden<br />
Aufsichtspersonen. Grundlage ist die gemeinsame<br />
Leitlinie »Beratung und Überwachung bei<br />
arbeitsbedingter psychischer Belastung«. Bis zum<br />
Ende der zweiten GDA-Periode 2018 werden alle<br />
zuständigen Aufsichtspersonen ausreichend qualifiziert<br />
sein. Zur Qualifizierung der betrieblichen<br />
Akteure wurden »Empfehlungen zur Qualifizierung<br />
betrieblicher Akteure für die Umsetzung<br />
der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung«<br />
erarbeitet. Sie wenden sich an Sicherheitsfachkräfte,<br />
Betriebsärztinnen und Betriebsärzte,<br />
Betriebs- und Personalräte sowie Führungskräfte<br />
und Unternehmen. Hier finden sich gemeinsame<br />
Qualifizierungsstandards. Diese werden am<br />
Beispiel der Sicherheitsfachkräfte erprobt. Wir<br />
wollen, dass alle relevanten betrieblichen Akteure<br />
sensibilisiert sind für das Thema »Psychische<br />
Gesundheit in der Arbeitswelt« und dass mithilfe<br />
der betrieblichen und überbetrieblichen Arbeitsschutzexpertinnen<br />
und Arbeitsschutzexperten<br />
die notwendigen Gestaltungslösungen realisiert<br />
werden können.<br />
Entscheidend für den Erfolg des Programms<br />
ist aber die aktive Beteiligung der Sozialpartner.<br />
Ohne informierte, sensibilisierte und motivierte<br />
Arbeitgeber und Beschäftigte werden Arbeitsgestaltungsmaßnahmen<br />
nicht erfolgreich umgesetzt<br />
werden können. Deshalb musste ein Arbeitsprogramm<br />
zu psychischen Belastungen mit der<br />
Information und Sensibilisierung von Betrieben<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 165