Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Kontext<br />
Die Diskussion um die Risiken insbesondere<br />
der Solo-Selbstständigkeit nimmt auch im Dialogprozess<br />
Arbeiten 4.0 breiten Raum ein: Was<br />
ist im Alter? Bei Krankheit, wenn man einmal<br />
nicht mehr kann? Wenn die Geschäftsidee<br />
oder das Produkt keinen Erfolg hat? Im Film<br />
geben die meisten digitalen Nomadinnen und<br />
Nomaden an, sich im Notfall an ihre Eltern zu<br />
wenden. Diese Möglichkeit haben die meisten<br />
Menschen nicht. Braucht es ein Angebot seitens<br />
des Staates? Das wäre dann natürlich auch mit<br />
Pflichten verbunden …?<br />
TJ: Ich bin kein Rentenexperte. Ich bin freiberuflicher<br />
IT-ler, weil ich als Freiberufler in meiner<br />
Branche deutlich mehr verdiene als als Angestellter.<br />
Das heißt für mich, dass ich unternehmerisch<br />
handeln muss. Ich muss mich um diese<br />
Fragen kümmern. Ich finde das Rentensystem<br />
hochgradig ineffizient. Ich möchte daran nicht<br />
teilnehmen müssen. Aber wenn es ein freiwilliges<br />
Angebot gäbe, würde ich mich dadurch nicht eingeengt<br />
fühlen. So ein Angebot wäre gut für Leute,<br />
die unter der Solo-Selbstständigkeit leiden, die<br />
sich diesen Weg nicht ausgesucht haben, sondern<br />
da reingedrängt wurden. Da wäre es gut, wenn es<br />
die Sicherheiten gäbe, die Angestellte auch haben.<br />
LS: Ich finde den Gedanken einer Art von Versorgungswerk<br />
sehr interessant. Ich habe ihn das erste<br />
Mal von Frau Nahles während einer Diskussion der<br />
Futurale in Dortmund gehört. Ich bin ins Grübeln<br />
gekommen: Wie viele der Solo-Selbstständigen<br />
betreffen denn die schlechten Bedingungen? Und<br />
warum können sie sich nicht gewerkschaftlich<br />
organisieren? Ich möchte in einer Solidargemeinschaft<br />
leben. Wenn die Arbeitsverhältnisse in der<br />
Solo-Selbstständigkeit zunehmend prekär werden<br />
und Arbeitnehmerrechte ausgehöhlt werden, ist<br />
das eine Aufgabe des Staates, sich darum zu kümmern.<br />
Ich möchte nicht zurück in steinzeitliche<br />
Verhältnisse, wo jeder selber schuld ist, wenn er<br />
es nicht gepackt hat. In so einer Welt möchte ich<br />
nicht leben.<br />
Frau Schmid, eine Studie zu den Wertewelten<br />
der erwerbstätigen Menschen in Deutschland<br />
kommt zu sieben idealtypischen, sehr unterschiedlichen<br />
Haltungen gegenüber Arbeit.<br />
Sind Ihnen diese sehr unterschiedlichen Ein-<br />
Filmstills »Digitale Nomaden« © Tim Jonischkat<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 205