Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Debatte<br />
MITBESTIMMUNG<br />
Es geht bei Arbeiten 4.0 auch darum, betriebliche Mitbestimmung<br />
weiterzuentwickeln, sodass sie nicht leer läuft, weil die betrieblichen<br />
Strukturen sich verändern, die Rechte und Rechtewahrnehmung aber<br />
auf der Strecke bleiben und nicht ausgeübt werden können. Damit die Institution<br />
Mitbestimmung nicht ins Leere läuft, wird es wichtig sein:<br />
• Die Grundrechte des Betriebsrates in seiner Existenz zu stärken, um Arbeit<br />
auf Augenhöhe leisten zu können. Dafür braucht es Ressourcen: Personen,<br />
die kompetent sind, sowie Zeit, Geld und Qualifizierung für den Betriebsrat.<br />
• Faire Arbeitsbedingungen für heterogene Belegschaftsstrukturen zu<br />
schaffen. Dazu gehört auch, arbeitnehmerähnliche Personen in das<br />
Betriebsverfassungsgesetz einzubeziehen sowie Solo-Selbstständige in<br />
den Blick zu nehmen.<br />
• Mitbestimmungsrechte zu stärken bei Schlüsselthemen wie Technikeinsatz,<br />
Qualifizierung, Beschäftigungssicherung, Arbeitsorganisation,<br />
Personalbemessung, Zielvereinbarungen sowie bei Auslagerungen, im<br />
Daten- und Gesundheitsschutz.<br />
• Bei zeit- und ortsflexibler Arbeitszeitgestaltung auch über Leistungsverdichtung<br />
und Personalbemessung zu reden sowie echte Selbstbestimmung<br />
durch Wahlarbeitszeitmodelle im Lebensverlauf zu stärken.<br />
HANS-<br />
BÖCKLER-<br />
STIFTUNG<br />
Die Hans-Böckler-Stiftung<br />
ist das Mitbestimmungs-,<br />
Forschungs- und Studienförderungswerk<br />
des DGB. Zu den<br />
Aufgaben gehört die Förderung<br />
von Theorie und Praxis<br />
der Mitbestimmung durch die<br />
wissenschaftliche Beratung<br />
und Qualifizierung. Die<br />
Stiftung fördert Forschungsprojekte<br />
zur Erhebung,<br />
Analyse und praxisgerechten<br />
Aufbereitung von Daten zu<br />
den Themen Mitbestimmung,<br />
Strukturpolitik, Arbeitsgesellschaft,<br />
öffentlicher Sektor,<br />
Sozialstaat, Arbeitsmarkt,<br />
Wirtschaft und Tarifpolitik.<br />
• Tarifvertrags- und betriebsratsfreie Zonen zu verringern, Tarifverträge zu<br />
erhalten, nicht auszuhebeln.<br />
• Die Flucht aus der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland und<br />
Europa zu verhindern.<br />
Die besondere Rolle der Sozialpartner und der betrieblichen Akteure der<br />
Mitbestimmung für die Arbeitswelt der Zukunft muss deutlich betont werden.<br />
Betriebsräte und Gewerkschaften sind kompetente und legitime Akteure, die<br />
nicht nachgelagert angehört, sondern frühzeitig und direkt einbezogen werden<br />
müssen. Mitbestimmung gehört an den Anfang der Gestaltung, Entwicklung<br />
von Technik und zur Begleitung der Auswirkungen im Arbeitsprozess, nicht<br />
an das Ende, um soziale Nachteile abzumildern.<br />
Die Betriebsverfassung gibt dem Betriebsrat die anspruchsvolle Rolle,<br />
gleichzeitig die Interessen der Arbeitnehmer zu vertreten und wirtschaftliche<br />
Betriebsziele zu berücksichtigen. Die wichtige Aufgabe des Staates und der<br />
Sozialpartner in der Arbeitswelt 4.0 ist es, das System der Mitbestimmung für<br />
die Zukunft zu stärken. Verbesserte Qualifikationen und individuelle Lebensstile<br />
haben die Ansprüche von Menschen an ihre Arbeit verändert. Menschen<br />
wollen sich stärker an der Gestaltung ihrer Arbeit und Arbeitsbedingungen<br />
beteiligen und einbringen. Das eröffnet Chancen für neue Beteiligungsformen<br />
ARBEITEN 4.0 WERKHEFT 02 SEITE 123