Diskurslage erweiterte Dialogprozesses Veränderungen
BMAS_Werkheft-2
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Analysen<br />
nehmen Frauen nicht nur häufiger, sondern auch<br />
deutlich länger Elternzeit: Während 96 Prozent<br />
der Mütter im Jahr 2014 Elterngeld beanspruchten,<br />
waren es lediglich rund 34 Prozent der Väter<br />
(Destatis 2016b). Außerdem nehmen knapp 80 Prozent<br />
der Väter mit Elterngeldbezug nur die beiden<br />
Monate in Anspruch, die andernfalls verfallen<br />
würden. Damit liegt der Bundesdurchschnitt der<br />
Elterngeldbezugsdauer bei Vätern derzeit bei ca.<br />
drei Monaten, bei Müttern hingegen bei knapp<br />
zwölf Monaten (Destatis 2015b).<br />
DISKREPANZ ZWISCHEN WUNSCH UND<br />
WIRKLICHKEIT<br />
Die ungleiche Aufteilung von Erwerbs- und<br />
Familienarbeit entspricht jedoch in vielen Fällen<br />
nicht den Wünschen von Müttern und Vätern.<br />
Während Vollzeit arbeitende Eltern – sowohl<br />
Mütter als auch Väter – gerne weniger arbeiten<br />
würden, möchten teilzeiterwerbstätige und nicht<br />
erwerbstätige Eltern gerne mehr arbeiten. Unsere<br />
Auswertungen einer Zusatzerhebung zur Befragung<br />
»Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten«<br />
(AID:A II) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) aus<br />
dem Jahr 2015 zeigen: Vollzeiterwerbstätige Väter<br />
mit Kindern bis zu zwölf Jahren arbeiten derzeit<br />
durchschnittlich rund 44 Stunden pro Woche,<br />
würden jedoch im Schnitt neun Stunden weniger<br />
pro Woche arbeiten wollen (→ Abbildung 2, S. 70).<br />
Bei vollzeiterwerbstätigen Müttern ist die Diskrepanz<br />
zwischen tatsächlicher und gewünschter<br />
Wochenarbeitszeit noch ausgeprägter. Mit durchschnittlich<br />
41 Stunden pro Woche arbeiten die<br />
befragten Frauen 14 Wochenstunden mehr, als<br />
sie idealerweise möchten. Umgekehrt verhält es<br />
sich bei der Gruppe derjenigen, die derzeit nicht<br />
erwerbstätig oder in Teilzeit beschäftigt sind.<br />
Dieser Personenkreis möchte tendenziell gerne<br />
mehr arbeiten. Die Gruppe der nicht oder teilzeiterwerbstätigen<br />
Väter gibt eine durchschnittliche<br />
Wunscharbeitszeit von 27 Wochenstunden an, bei<br />
der Gruppe der nicht oder teilzeiterwerbstätigen<br />
Mütter beträgt die Wunscharbeitszeit knapp 22<br />
Stunden pro Woche (→ Abbildung 2, S. 70).<br />
Ähnlich verhält es sich mit den Elternzeiten.<br />
Mütter würden, sofern die Kinderbetreuung gesichert<br />
ist, lieber früher wieder ins Berufsleben<br />
einsteigen, Väter würden gerne (länger) Elternzeit<br />
beanspruchen. Gegen eine Elternzeit sprechen aus<br />
der Sicht der Väter vor allem finanzielle und berufliche<br />
Gründe; einer längeren Elternzeit von Vätern<br />
steht zusätzlich häufig der Wunsch der Partnerin<br />
nach einer längeren Elternzeit entgegen (Hipp/<br />
Molitor 2016).<br />
Insgesamt fallen Wunsch und Wirklichkeit in<br />
puncto Arbeits- und Familienzeiten auseinander.<br />
Dabei geht es zum einen um eine Arbeitszeitreduktion<br />
bei denjenigen, die Vollzeit oder Vollzeit<br />
mit Überstunden arbeiten, sowie eine Arbeitszeiterhöhung<br />
bei denjenigen, die Teilzeit arbeiten oder<br />
»Gegen eine<br />
Elternzeit sprechen<br />
aus der Sicht der<br />
Väter vor allem<br />
finanzielle und<br />
berufliche Gründe.«<br />
nicht erwerbstätig sind. Zum anderen geht es insbesondere<br />
um eine Umverteilung der Erwerbsarbeitszeiten<br />
zwischen den Partnern. Wie kann das<br />
erreicht werden?<br />
POLITISCHE HANDLUNGSOPTIONEN<br />
Um diese Frage zu beantworten, kann ein<br />
Blick in andere Länder helfen. Wie Paare Erwerbsarbeit<br />
aufteilen, ist nicht reine Privatsache, sondern<br />
maßgeblich von politischen Rahmenbedingungen<br />
abhängig. Auch das ist ein Ergebnis der<br />
bereits erwähnten WZB-Studie (Hipp/Leuze 2015).<br />
Arbeitszeitunterschiede innerhalb einer Partnerschaft<br />
sind tendenziell dann größer, wenn das<br />
Paar verheiratet ist, wenn Kinder im Haushalt<br />
leben oder die Frau einen Beruf von gleichem oder<br />
niedrigerem Status ausübt als ihr Partner. Aber:<br />
Diese Zusammenhänge sind nicht in allen Ländern<br />
gleich stark ausgeprägt, und auch die durch-<br />
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